Mit einem Zuwachs von mehr als 51 Prozent seit Jahresanfang gehört die Aktie des Softwarekonzerns SAP zu den besten Werten im deutschen Leitindex DAX in diesem Jahr. Lediglich das Papier des Sportartikelherstellers adidas liegt noch einen Hauch kräftiger vorne. Sogar das Hoch aus dem Jahr 2020 konnte die SAP-Aktie vor wenigen Tagen überqueren und neue Rekordhöhen erklimmen. Rückenwind lieferten jüngst die Zahlen für das dritte Quartal, die im Detail etwas besser als erwartet ausfielen.
Mitte Oktober öffnete der Softwarekonzern SAP seine Bücher und legte die Zahlen für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2023 vor. Die Erwartungen waren im Vorfeld nicht allzu hoch, da SAP im zweiten Quartal etwas enttäuschte. Speziell das wichtige Cloud-Geschäft enttäuschte, woraufhin der Konzern auch seine Jahresprognose für webbasierte Dienste senken musste.
Die Umsätze im dritten Quartal stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 9 Prozent auf 7,74 Milliarden Euro. Die Umsätze im wichtigen Cloud-Geschäft stiegen um 16 Prozent auf 3,47 Milliarden Euro. Währungsbereinigt betrug das Wachstum hier sogar 23 Prozent. Alles in allem waren die Zahlen so erwartet worden. Leicht über den Erwartungen lag jedoch der operative Gewinn – dank strenger Kostenkontrolle konnte SAP diesen auf Jahressicht währungsbereinigt um 16 Prozent auf 2,28 Milliarden Euro steigern.
Schraubte SAP seine Jahresprognosen nach dem zweiten Quartal noch leicht zurück, so wurden die neuen Ziele nach dem dritten Quartal bekräftigt. Der Konzern peilt einen Gesamtumsatz zwischen 27,0 Milliarden und 27,4 Milliarden Euro an, was eine währungsbereinigte Wachstumsrate von 6 bis 8 Prozent bedeuten würde. Die Cloud-Erlöse sollen währungsbereinigt in einer Spanne zwischen 14,0 Milliarden und 14,2 Milliarden Euro liegen und damit 23 bis 24 Prozent höher als noch 2022. Das Betriebsergebnis soll zwischen 8,65 Milliarden und 8,95 Milliarden Euro liegen.
Der Markt reagierte freundlich auf die Zahlen und Prognosen, möglicherweise hatten einige Marktakteure erneut etwas schwächere Zahlen erwartet. Doch die hohen Investitionen in das Cloud-Geschäft, die SAP vor einigen Jahren tätigte, scheinen sich allmählich auszuzahlen. Die Transformation vom Lizenz- zum Cloud-Geschäft verläuft zwar noch schleppend, doch ist der Konzern nach eigenen Aussagen die nächste Phase der Transformation eingetreten. Zur Info: Das Cloud-Geschäft ist das erklärte Zukunftsgeschäft der Walldorfer. Kunden, die SAP-Software cloudbasiert nutzen, zahlen einen geringeren Betrag über eine Laufzeit von in der Regel drei Jahren, bleiben dann aber meist länger Kunde, weil sie ohne Vertrag die Software nicht mehr nutzen können. Der Umsatz ist für SAP somit besser planbar als im Lizenzgeschäft, wo die Software für eine hohe Einmalzahlung verkauft wird. Das einträgliche Geschäft mit den Softwarelizenzen gegen hohe Einmalzahlungen fährt SAP dagegen Stück für Stück zurück.
Hier schlummert noch immer riesiges Potenzial, denn viele Bestandskunden scheuen nach wie vor den Umstieg auf das cloudbasierte System SAP S/4 Hana. Laut einer Marktstudie von Basis Technologie nutzen noch immer mehr als 50 Prozent der SAP-Bestandskunden Excel-Tabellen für das Änderungsmanagement.
Die SAP-Aktie hat erst am Mittwoch das Hoch vom September 2020 bei 143,32 Euro überquert, das bis dahin das Allzeithoch markierte. Heute im frühen Handel erreichte die Aktie bei 145,94 Euro ein neues Rekordhoch. Rückenwind kommt heute vom US-Konkurrenten salesforce, der gestern Abend nach US-Börsenschluss starke Zahlen veröffentlichte und einen ermutigenden Ausblick gab. Wohin die Reise für die SAP-Aktie noch gehen kann, ist schwer zu sagen. Charttechnisch ist nach dem Überqueren des 2020er-Hochs erst einmal reichlich Luft nach oben. Ähnlich wie der DAX blickt aber auch die SAP-Aktie auf eine beeindruckende Rallye zurück, womit sie anfälliger für spontane Gewinnmitnahmen geworden ist, zumal der RSI bereits eine überkaufte Marktphase signalisiert. In einem schwächeren Marktumfeld könnte sogar die 38-Tage-Linie noch einmal angesteuert werden, die aktuell exakt auf Höhe des September-Hochs bei 131,70 Euro verläuft.