Der Gesundheitskonzern Fresenius erholt sich weiterhin nur sehr langsam von den Folgen der Corona-Pandemie. Im vergangenen Geschäftsjahr konnte zwar erneut ein Umsatzwachstum erzielt werden, doch verdiente der Krankenhausbetreiber und Medizinkonzern operativ erneut weniger als im Vorjahr – Inflation, gestiegene Kosten, Personalmangel und Lieferkettenprobleme belasteten das Ergebnis deutlich. Für Fresenius Grund genug, seinen Konzernumbau zu forcieren. Laufende Sparmaßnahmen sollen intensiviert werden. Zudem kündigte der Konzern einen Formwechsel bei seiner Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) an, um die schwächelnde Tochter nicht mehr voll bilanzieren zu müssen.
Fresenius steigerte seine Umsätze im Geschäftsjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 9 Prozent auf 40,8 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) sank jedoch um 6 Prozent auf 4,0 Milliarden Euro. Netto verdiente der Konzern mit 1,73 Milliarden Euro sogar 7 Prozent weniger als im Vorjahr. Als Bremsklotz erwies sich erneut die Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC), deren operativer Gewinn im vergangenen Geschäftsjahr um 22 Prozent einbrach. Noch gravierender war der Einbruch beim Klinik-Dienstleister Vamed. Auch beim Flüssigmedizinspezialisten Kabi lief es durchwachsen, während Fresenius in seinem Klinikgeschäft auf Jahressicht leicht zulegte.
Fresenius-Chef Michael Sen, der das Amt erst im Oktober übernommen hat, will nun den Konzernumbau forcieren und die strategischen Weichen für den Beginn einer neuen Ära stellen. Der hoch verschuldete Konzern will die Kosten nun noch stärker senken, vor allem bei seiner schwächelnden Dialyse-Tochter. Laufende Sparprogramme sollen intensiviert werden. Fresenius rechnet ab 2025 mit Einsparungen von jährlich etwa einer Milliarde Euro. Zudem soll die derzeit noch als Kommanditgesellschaft auf Aktien organisierte Tochter FMC in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Derzeit hält Fresenius rund ein Drittel an der Dialyse-Tochter. Wegen der bisherigen Organisation der beiden Unternehmen als Kommanditgesellschaften auf Aktien fließen die Ergebnisse von FMC aber komplett in die Fresenius-Bilanz. Mit dem Formwechsel wäre der Konzern diese Last künftig los, da FMC dann nur noch als Finanzbeteiligung berücksichtigt werden dürfte. Mit der Entflechtung wäre zudem der Weg zu einem möglichen späteren Verkauf von FMC geebnet.
Der Markt reagierte verschnupft auf die Umbaumaßnahmen, weil er befürchtet, dass sie erst einmal hohe Kosten verursachen. Dementsprechend erwartet Fresenius für das Geschäftsjahr 2023 ein organisches Konzernumsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich, während der währungsbereinigte operative Gewinn (EBIT) maximal stabil bleiben oder sogar im bis zu hohen einstelligen Prozentbereich zurückgehen soll.
Geduldigen Anlegern bietet sich mit Fresenius eine gute Möglichkeit, in ein Unternehmen zu investieren, das gerade schwere Zeiten durchlebt und daher jede Schraube umdreht, um zurück zu Gewinnwachstum zu finden.
Die neuen Umbaupläne haben auch charttechnisch für einen herben Dämpfer gesorgt. Vom Jahreshoch vom 9. Februar bei 29,71 Euro hat sich die Aktie inzwischen etwas deutlicher entfernt. Dabei wurde auch der aktuell bei 27,86 Euro verlaufende 38-Tage-Durchschnitt unterschritten. Wichtig wäre nun die Behauptung oberhalb der Unterstützungszone zwischen 26,69 und 26,52 Euro. Sollte es darunter gehen, würden mit der aktuell bei 26,19 Euro verlaufenden 200-Tage-Linie und dem Zwischentief vom 26. Januar bei 26,15 Euro bereits die nächsten wichtigen Unterstützungen warten. Findet die Aktie auch hier keinen Halt, könnte es kurzfristig noch einmal etwas ungemütlicher werden. Kann sich die Aktie hingegen erholen, könnte das Jahreshoch wieder angesteuert werden. Gelingt die Überquerung, hätte die Aktie sogar Platz bis zum Mai-Hoch bei 36,09 Euro.