Die Aktie des europäischen Flugzeugbauers Airbus legte 2024 einen Bilderbuch-Start hin, stürmte in den ersten drei Monaten des Jahres um weitere 23 Prozent nach oben und erreichte am 27. März bei 172,78 Euro ein neues Rekordhoch. Der Markt honorierte die erfreuliche Geschäftsentwicklung im Geschäftsjahr 2023, für das Airbus im März Zahlen veröffentlichte. Doch seither ist viel geschehen. Die Aktie notiert aktuell nur noch knapp über 130 Euro und hat ihre Gewinne seit Jahresanfang somit komplett wieder abgegeben. Bietet sich jetzt eine gute Einstiegsgelegenheit?
Airbus hatte im Geschäftsjahr 2023 insgesamt 735 Flugzeuge ausgeliefert und sein Auslieferungsziel von 720 Maschinen locker erreicht. Für das neue Geschäftsjahr 2024 stellte der Flugzeugbauer die Auslieferung von 800 Maschinen in Aussicht. Doch scheinbar hat sich der Konzern hier etwas zu hohe Ziele gesetzt, denn zu Wochenbeginn musste er seine Prognosen etwas herunterschrauben. Airbus will bis Jahresende nun nur noch 770 Maschinen ausliefern. Gleichzeitig musste Airbus auch seine Gewinnziele reduzieren und erwartet beim bereinigten operativen Ergebnis (EBIT) nur noch einen Wert von 5,5 Milliarden Euro – zuvor wurde noch ein EBIT zwischen von 6,5 Milliarden und 7,0 Milliarden Euro erwartet.
Analysten bezeichneten die Gewinnwarnung im Anschluss als „harsch“, was der Markt am Dienstag auch mit einem Kursminus von fast 10 Prozent quittierte. Das Problem bei Airbus sind nicht etwa fehlende Aufträge – der Flugzeugbauer hatte per Ende März einen Auftragsbestand von 8.626 Maschinen. Es dürfte viele Jahre dauern, bis dieser Bestand abgearbeitet ist. Möglicherweise könnte Airbus sogar viel mehr als die 800 zuvor in Aussicht gestellten Flugzeuge bis zum Jahresende ausliefern. Das Problem liegt eher auf der Seite der Zulieferer, die mit den ambitionierten Plänen des Flugzeugbauers nicht ganz Schritt halten können. Es fehlen Teile in fast allen Segmenten des Flugzeugs, von Treibwerken über Toiletten bis hin zu Küchen.
Fehlte es während der Corona-Pandemie wegen der unterbrochenen Lieferwege in erster Linie an Rohstoffen, so herrscht inzwischen auch ein Mangel an qualifizierten Mitarbeitern. Als zu Beginn der Coronakrise die Fluglinien keine neuen Jets mehr wollten, kündigten viele Zulieferer außerhalb Europas im großen Stil Mitarbeiter. Diese suchten sich einen anderen Job, weshalb es in der Branche nun an Fachkräften mangelt.
Ein weiteres Problem ist bei den Behörden zu suchen. „Bei neuen Produkten verlangen sie von uns immer mehr und aufwendigere Sicherheitstest, haben dann aber nicht immer genug Leute, um die Checks zu überwachen“, klagt etwa ein Zulieferer.
Airbus kommt also nicht umhin, seine Zukunftspläne etwas zu bremsen. Für langfristig denkende Investoren könnte sich nach der jüngsten Korrektur nun aber wieder eine gute Einstiegsgelegenheit bieten, schließlich gibt es die Airbus-Aktie aktuell gut 25 Prozent günstiger als im März. Bekommt die Branche ihre Probleme in den Griff, könnten die Auslieferungszahlen in den kommenden Jahren durchaus wieder etwas kräftiger zulegen. Zunächst einmal ist der Markt jedoch enttäuscht. Und hat auch nur ein Zulieferer weiterhin Probleme, die benötigten Teile zu liefern, könnten sich auch die Auslieferungsziele für die kommenden Jahre leicht verschieben.
Charttechnisch befindet sich die Aktie derzeit im freien Fall. Mit dem Zwischenhoch vom Juli 2023 bei 138,76 Euro wurde bereits eine weitere wichtige Unterstützung unterschritten. Die nächste wichtige Unterstützung wartet nun am Oktober-Tief bei 119,54 Euro. Kann sich die Aktie hingegen stabilisieren – es liegt bereits eine deutlich überverkaufte Marktphase vor –, könnte ein Erholung bis an das Zwischentief vom 14. Juni bei 141,74 Euro erfolgen. Ein weiteres Anlaufziel könnte die aktuell bei 145,48 Euro verlaufenden 200-Tage-Linie sein, ehe bei 148,00 Euro auch noch die Kurslücke vom 25. Juni zu schließen wäre. Das Rekordhoch vom März bei 172,78 Euro dürfte auf kurze Sicht aber wohl kein Thema mehr sein.