Der fränkische Sportartikelhersteller adidas kämpft sich weiter aus der Krise. Die vorläufigen Zahlen für das gerade abgelaufenen erste Quartal konnten sich sehen lassen. Die besser als erwartete Geschäftsentwicklung animierte den Konzern sogar zu einer Erhöhung der Jahresprognosen. Die Aktie machte einen kräftigen Satz nach oben und liefert nun auch charttechnisch neue Kaufargumente.
Die Krise begann im Anschluss an die Corona-Pandemie. Nach Lieferkettenproblemen infolge des Ukraine-Kriegs erhöhte adidas seine Produktion, was jedoch ein Problem nach sich zog. Mit der hohen Inflation schnallten die Verbraucher nämlich den Gürtel etwas enger, was zu einem kräftigen Nachfragerückgang führte – gepaart mit vollen Lagern ein Worst-Case-Szenario für adidas. Und dann endete auch noch unschön die Zusammenarbeit mit dem umstrittenen US-Rapper Kanye West, wodurch der Verkauf von Produkten der Modekollaboration Yeezy gestoppt wurde. Für adidas begann eine schwierige Zeit, die mit einem Umsatz- und Gewinneinbruch einherging.
Inzwischen läuft es jedoch wieder deutlich besser. Im gerade abgelaufenen ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres steigerte adidas seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr nach vorläufigen Zahlen um 3,5 Prozent auf 5,46 Milliarden Euro. Währungsbereinigt lag das Umsatzplus sogar bei gut 8 Prozent. Allein der Verkauf der restlichen Yeezy-Bestände brachte Erlöse von ungefähr 150 Millionen Euro ein. Das Betriebsergebnis belief sich im ersten Quartal auf 336 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr lediglich ein Wert von knapp 60 Millionen Euro zu Buche stand. Die Yeezy-Verkäufe trugen etwa 50 Millionen Euro zum Betriebsergebnis bei.
Mit den Zahlen konnte der Konzern seine eigenen Erwartungen übertreffen. Euphorie wollte adidas im Anschluss allerdings nicht aufkommen lassen. Die Herzogenauracher gehen weiterhin davon aus, dass ungünstige Währungseffekte die Profitabilität des Unternehmens in diesem Jahr erheblich belasten werden. Diese Effekte werden sich voraussichtlich weiterhin negativ sowohl auf den für das Jahr 2024 ausgewiesenen Umsatz als auch auf die Entwicklung der Bruttomarge auswirken. Und auch was den Abverkauf der restlichen Yeezy-Bestände angeht, zeigte sich der Sportartikelhersteller bedeckt – dieser soll im weiteren Verlauf des Jahres im Durchschnitt kostendeckend erfolgen. Dies würde bis zum Jahresende zu einem weiteren Umsatz in Höhe von rund 200 Millionen Euro allerdings ohne zusätzlichen Gewinnbeitrag führen. Und dennoch machte adidas seinen Aktionären etwas Mut.
Der Konzern hat seine Prognose für das Gesamtjahr leicht erhöht – adidas geht nun für 2024 von einem währungsbereinigten Umsatzanstieg im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich aus (bisherige Prognose: Anstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich). Das Betriebsergebnis des Unternehmens wird den Prognosen zufolge nun ein Niveau von rund 700 Millionen Euro erreichen, nachdem der Konzern bisher von etwa 500 Millionen Euro ausging. Am Markt kamen die Zahlen sowie die leicht erhöhten Jahresprognosen gut an – die Aktie sprang am Mittwoch um 17,65 Euro oder 8,72 Prozent auf 220,15 Euro nach oben.
Charttechnisch ist der Aktie mit dem gestrigen Anstieg der Sprung über die Hochpunkte vom März bei 208,60 respektive 208,80 Euro gelungen, womit ein neues Kaufsignal generiert wurde. Während des steilen Absturzes vom August 2021 bis November 2022, als die adidas-Aktie in der Spitze um mehr als 70 Prozent korrigierte, wurden wenige Unterstützungen gebildet. Dementsprechend stellen sich nun auf dem Weg nach oben auch erst einmal wenige Hindernisse in den Weg. Die nächste markante Hürde wartet am Zwischentief vom 4. Mai 2021 bei 252,05 Euro, das die Aktie kurz vor dem Erreichen ihres Rekordhochs vom August 2021 markierte.