Europas größter Modehändler Zalando hat weiterhin mit einem schwierigen Marktumfeld zu kämpfen. Trotz rückläufiger Umsätze ist Zalando im abgelaufenen ersten Quartal jedoch profitabler geworden, was am Markt mit Erleichterung aufgenommen wurde.
Die schwache Konjunktur in Europa und speziell in Deutschland machen dem Online-Modehändler Zalando mitsamt schlechter Verbraucherstimmung zu schaffen. Allerdings sind solche Phasen nicht immer schlecht für die langfristige Geschäftsentwicklung eines Unternehmens, denn häufig besinnen sich die Unternehmen auf ihre Stärken, restrukturieren schlecht laufende Geschäftsbereiche und setzen in einigen Bereichen den Rotstift an. Danach sind die Unternehmen häufig besser aufgestellt und können noch stärker von einem Konjunkturaufschwung profitieren.
Während der Corona-Pandemie liefen die Geschäfte bei Zalando hervorragend, doch wendete sich danach das Blatt. Die Menschen bevorzugten nach der Pandemie wieder den stationären Handel. Zudem saß der Euro bei vielen Verbrauchern aufgrund der hohen Inflation nicht mehr so locker. Die Umsätze konnte der Modehändler zwar recht stabil halten, doch brachen die Gewinne speziell 2022 kräftig ein. Zalando hat sich daraufhin auf profitable Wachstumsbereiche konzentriert und mehr Kostendisziplin an den Tag gelegt. 2023 sah sich der Konzern zwar noch mit einem Umsatzrückgang von knapp 2 Prozent auf 10,14 Milliarden Euro konfrontiert, doch hatte sich das operative Ergebnis auf knapp 350 Millionen Euro wieder beinahe verdoppelt.
Eine ähnliche Tendenz war im abgelaufenen ersten Quartal zu erkennen. Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro zurück, doch konnte Zalando ein operatives Ergebnis von 28,3 Millionen Euro erzielen – im Vorjahr fiel hier noch ein hauchdünner Verlust von 0,7 Millionen Euro an. Beim künftigen Wachstum will Zalando auf mehr Luxuskunden setzen und auf mehr Werbung und Inhalte, wozu auch eine wöchentliche Show auf der Webseite gehören soll. Einige Analysten lobten die von Zalando an den Tag gelegte Kostendisziplin. Positiv erwähnte wurden dabei die niedrigeren Erfüllungskosten, die zum Beispiel die Kosten für Verpackung und Versand widerspiegeln. Aber auch ein erfolgreiches Lagermanagement hat zu mehr Profitabilität gesorgt.
Zalando äußerte sich nach Veröffentlichung der Quartalszahlen für den Rest des Jahres recht optimistisch. Die Erlöse sollen im Gesamtjahr im besten Fall weiterhin um 5 Prozent steigen, mindestens aber erneut die 10,14 Milliarden Euro aus dem Vorjahr erreichen. Das operative Ergebnis (bereinigtes EBIT) soll auf 380 Millionen bis 450 Millionen Euro zulegen.
Der Markt zeigte sich zufrieden mit dem Vorgelegten und hievte die Zalando-Aktie am gestrigen Dienstag um 2,08 Euro oder 8,51 Prozent auf 26,52 Euro nach oben. Heute im frühen Handel sind zwar Gewinnmitnahmen zu beobachten, doch dürften interessierte Anleger darüber nicht unglücklich sein.
Charttechnisch hat die Aktie mit dem gestrigen Kurssprung das Jahreshoch vom 18. April bei 27,65 Euro wieder ins Visier genommen. Kann die Hürde gemeistert werden, würde sich weiteres Erholungspotenzial bis zum Hoch vom Juli 2023 bei 32,17 Euro eröffnen. Auf der Unterseite könnten die aktuell bei 25,21 Euro verlaufende 38-Tage-Linie sowie die aktuell bei 23,01 Euro verlaufende 200-Tage-Linie für Halt sorgen. In der vergangenen Woche traf die Aktie im Bereich des 200er-Durchschnitts bereits wieder auf Kaufinteresse.