Die Tesla-Aktie durchlebte in den vergangenen Monaten eine kräftige Berg- und Talfahrt. Erreichte das Papier des Elektroauto-Pioniers im November 2021 bei 414,50 US-Dollar noch ein neues Rekordhoch, so ging es in den Folgemonaten kräftig bergab. Am 6. Januar sackte die Aktie gar auf 101,81 Dollar ab, womit sie sich um mehr als 75 Prozent von ihrem Rekordhoch entfernt hatte. Zuletzt ging es jedoch wieder kräftig aufwärts, nachdem der Konzern für das vergangene Geschäftsjahr zahlreiche Rekorde meldete.
Tesla verkaufte im vergangenen Jahr so viele Elektroautos wie nie zuvor. Mit mehr als 1,3 Millionen Fahrzeugen wurden rund 40 Prozent mehr verkauft als im Vorjahr. Das ambitionierte Wachstumsziel von 50 Prozent hat der Konzern wegen Lieferkettenproblemen und einer sinkenden Nachfrage jedoch verfehlt. Für Tesla war es dennoch ein Rekordjahr — der Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahr um 51 Prozent auf 81,5 Milliarden Dollar, während sich der Reingewinn um 128 Prozent auf 12,6 Milliarden Dollar verbesserte.
Allerdings wachsen auch für Tesla die Bäume nicht in den Himmel. Im vierten Quartal 2022 (Oktober bis Dezember) wuchsen die Auslieferungen gegenüber dem Vorjahreswert sogar nur noch um 31 Prozent. Dabei senkte der US-Autobauer in den vergangenen Monaten die Preise seiner Autos erst in China und dann auch in Europa und in den USA um bis zu 20 Prozent, um den Verkauf anzukurbeln.
Preissenkungen verschlechtern naturgemäß die Gewinnmargen, doch sind sie nach Meinung einiger Experten sinnvoll und nötig, will der Konzern sein langfristiges Auslieferungsziel von 20 Millionen Elektroautos im Jahr irgendwann erreichen. Hohe Kosten verursachen weiterhin die Batterien eines E-Autos. Dementsprechend liegt hier auch enormes Einsparungspotenzial. Die nächste Generation Batterien soll keine seltenen Erden mehr enthalten. Die „Schwerstarbeit“ der Elektrifizierung soll künftig von eisenbasierte Zellen gestemmt werden. Die Kosten der Fahrzeug-Elektronik sollen mit der Umstellung auf 48-Volt-Systeme um etwa 50 Prozent gedrückt werden.
Nach Aussagen von Konzernchef Elon Musk hätten die bereits gemachten Preissenkungen für den Durchschnittsverbraucher einen Unterschied gemacht – die Nachfrage sei im Januar etwa doppelt so hoch wie die Produktion gewesen. Wenn keine externen Störungen auftreten, könnten die Verkäufe in diesem Jahr die Zwei-Millionen-Marke erreichen, sagte Musk auf dem diesjährigen Investorentag.
Doch selbst wenn dieses Ziel erreicht wird, müsste Tesla seine Produktion bis 2030 nochmals verzehnfachen, will der Autobauer auch sein langfristiges Ziel — die jährliche Produktion von 20 Millionen Autos — erreichen. Dafür müsse Tesla, nach Meinung von Finanzchef Zach Kirkhorn, etwa sechsmal mehr investieren als bislang. Die Kosten könnten sich auf rund 175 Milliarden Dollar belaufen, sagte Kirkhorn auf dem Investorentag.
Bei Tesla läuft nicht alles rund. Neben den Problemen in der deutschen Gigafactory in Berlin, die noch immer nicht annähernd an der Kapazitätsgrenze produziert, hat Tesla auch massive Probleme mit der Qualität. Eine Studie von J.D. Power bestätigte jüngst die nachlassende Qualität der Tesla E-Autos. Mit 226 festgestellten Problemen bei 100 Autos lag Tesla weit über dem Durchschnitt. Zudem erschweren die stark steigenden Zinsen die Finanzierungsbedingungen beim Kauf eines Teslas, was auf die Nachfrage drückt. Allerdings haben auch andere Hersteller dieses Problem. Kann Tesla seine langfristigen Ziele allerdings nur annähernd erreichen, dürfte sich der Wert des Unternehmens deutlich erhöhen — an der Börse wird Tesla derzeit mit etwa 640 Milliarden Dollar bewertet.
Charttechnisch lief es für die Aktie zuletzt wieder deutlich besser — die Aktie hat sich vom Januar-Tief bei 101,81 US-Dollar auf aktuell 202,77 Dollar nahezu verdoppelt. Damit konnte zumindest der aktuell bei 159,46 Dollar verlaufende 50-Tage-Durchschnitt zurückerobert werden. Ein mögliches kurzfristiges Anlaufziel könnte nun die aktuell bei 221,20 Dollar verlaufende 200-Tage-Linie sein. Dafür müsste zunächst jedoch das Mai-Tief bei 206,86 Dollar überquert werden. Danach würde sich noch das Zwischenhoch vom November bei 237,40 Dollar in den Weg stellen, ehe der Weg bis zum September-Tief bei 265,74 Dollar frei wäre. Mittel- bis langfristig konnte auch das August-Hoch bei 314,67 Dollar wieder in den Fokus rücken.