Es ist in den vergangenen Wochen etwas ruhiger um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) geworden. Viele Tech-Werte, die im Verlauf des Jahres wegen des KI-Booms regelrecht explodiert sind, kamen in den vergangenen Wochen deutlich zurück. Dazu gehört auch die Aktie von Super Micro Computer, kurz Supermicro, die seit ihrem Rekordhoch vom Mai zwischenzeitlich um mehr als die Hälfte korrigierte. Im Vergleich zu anderen stark vom KI-Hype profitierenden Unternehmen erscheint Supermicro nach der Korrektur vergleichsweise günstig bewertet.
Die Papiere von Super Micro Computer, oder kurz Supermicro, gehörten zu Beginn des Jahres zu den absoluten Highflyern an den US-Börsen – bis Anfang März hatten sich die Aktien des Anbieters von KI-fähigen Hochleistungsservern, Managementsoftware und Speichersystemen auf 1.229 US-Dollar im Kurs bereits mehr als vervierfacht. Wegen Bedenken hinsichtlich des Wachstums ging dem Wert danach jedoch die Puste aus. Im Zuge der jüngsten Korrektur an den US-Börsen stürzte die Aktie Anfang August sogar bis auf 478,56 Dollar ab. Die Zahlen für das vierte Quartal und das abgelaufene Geschäftsjahr 2023/24 haben die Talfahrt sogar noch verstärkt – zwar waren die Ergebnisse beeindruckend, doch hatte der Markt wohl noch etwas beeindruckendere Zahlen erwartet. In der jüngsten Erholungsbewegung hat sich allerdings auch die Supermicro-Aktie wieder auf 623,78 Dollar erholt.
Schaut man sich die Zahlen jedoch etwas genauer an, ist das jüngste Kursdesaster eigentlich schwer nachzuvollziehen. Das Unternehmen steigerte seine Umsätze im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 143 Prozent auf 5,3 Milliarden US-Dollar. Die Umsätze im gesamten Geschäftsjahr stiegen damit auf 14,9 Milliarden Dollar – 110 Prozent mehr als im vorherigen Geschäftsjahr. Das Unternehmen kommt aktuell auf eine Marktkapitalisierung von 36,53 Milliarden Dollar. Zieht man den jüngsten Jahresumsatz von 14,9 Milliarden Dollar heran, kommt das Unternehmen auf ein Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von 2,45. Zum Vergleich: Das KI-Vorzeige-Unternehmen NVIDIA kommt aktuell auf Basis der Umsätze des vergangenen Geschäftsjahres auf ein KUV von 51,85.
So ganz vergleichen kann man die beiden Unternehmen zwar nicht, doch die Diskrepanz bei den Bewertungen ist schon extrem. Schaut man sich nun auch noch die Unternehmensprognosen für das neue Geschäftsjahr 2024/25 an, für das Supermicro Umsätze zwischen 26 und 30 Milliarden Dollar anpeilt, dann erhalten wir ein KUV zwischen 1,22 und 1,42 – für ein Tech-Unternehmen eine fast schon unfassbar günstige Bewertung.
Manch Anleger wird sich fragen: Wo ist der Haken? Supermicro stellt anders als NIVIDA keine Hardware her, sondern bietet lediglich maßgeschneiderte KI-Systeme an, die spezifische Hardwarekomponenten anderer Hersteller umfassen. So stellt Supermicro für seine modernen Workloads die fortschrittlichsten KI-Infrastrukturbausteine von NVIDIA bereit. Sinkt die Nachfrage nach NVIDIA-Produkten, wird wohl auch die Nachfrage nach den maßgeschneiderten KI-Systemen von Supermicro nachlassen. Supermicro steigerte seinen Jahresnettogewinn von 2019 bis zuletzt zwar von 84 Millionen auf 1,2 Milliarden Dollar, doch liegt die Nettomarge damit lediglich bei 8 Prozent. Allein deshalb lässt sich Supermicro mit NVIDIA gar nicht vergleichen.
Positiv aufgenommen wurde zuletzt der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB). Obwohl die EZB die Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte angehoben hat, legte die Vonovia-Aktie infolge der Entscheidung deutlich zu. Grund dafür war, dass die Äußerungen der Notenbank darauf hindeuten, dass sie die Leitzinsen zum letzten Mal angehoben haben könnte und der Zinsgipfel zumindest im Euroraum damit erreicht ist. Dies dürfte den Preisverfall bei Wohnimmobilien bremsen, womit sich Wertberichtigungen in der Größenordnung der vergangenen beiden Quartale möglicherweise nicht wiederholen werden.
Die Aktie ist zu Beginn des Jahres möglicherweise zu stark gestiegen. Doch die jüngste Korrektur scheint ebenfalls etwas überzogen. Die aktuelle Börsenbewertung von 36,53 Milliarden Dollar erscheint bei geschätzten Umsätzen für das laufende Geschäftsjahr zwischen 26 Milliarden und 30 Milliarden Dollar zu niedrig. Fassen die Anleger bei der Aktie wieder Mut, könnte das April-Tief bei 671,00 Dollar ein erstes Anlaufziel darstellen, ehe der aktuell bei 680,52 Dollar verlaufende 200-Tage-Durchschnitt wieder in den Fokus rücken könnte. Bei einem Überqueren könnte die aktuell bei 754,27 Dollar verlaufende 50-Tage-Linie wieder angesteuert werden. Auf Sicht einiger Monate könnte sogar auch die 1.000-Dollar-Marke wieder ein Thema werden.