Der DAX kletterte in dieser Woche auf neue Rekordhöhen. Maßgeblichen Anteil an der jüngsten Rally beim deutschen Leitindex hatten die hoch gewichteten Aktien des Münchner Technologiekonzerns Siemens, die auf Monatssicht um mehr als 20 Prozent in die Höhe schossen. Siemens konnte jüngst starke Zahlen vorlegen. Auch bei der Problem-Tochter Siemens Energy gab es Positives zu berichten. Die Siemens-Aktie steuert daher mit großen Schritten auf ihr Rekordhoch vom Juni zu.
Die Geschäfte bei Siemens laufen gut – besser gesagt, in einigen Bereichen so gut wie nie zuvor. Der Münchner Technologiekonzern steigerte seinen Umsatz im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 8 Prozent auf 77,8 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis wurde sogar ein zweistelliges Umsatzwachstum von 11 Prozent erzielt. Der Gewinn nach Steuern konnte sogar um 94 Prozent auf 8,53 Milliarden Euro gesteigert werden – so viel verdienten die Münchener unter dem Strich noch nie. Das starke Gewinnwachstum wurde allerdings von einem schwachen Vorjahreswert begünstigt, der unter den Folgen des Ukraine-Krieges und einer Wertberichtigung auf das Aktienpaket an der ehemaligen Tochter Siemens Energy gelitten hatte. Dennoch setzte Siemens sein wertsteigerndes Wachstum im Geschäftsjahr 2023 fort und erzielte erstmals einen Free Cash Flow von mehr als 10 Milliarden Euro.
Die Auftragseingänge konnten im vergangenen Geschäftsjahr gegenüber dem Vorjahr auf vergleichbarer Basis um 7 Prozent auf 92,3 Milliarden Euro verbessert werden. Die Auftragsbücher sind somit weiterhin prall gefüllt – per Ende September betrug der Auftragsbestand beeindruckende 111 Milliarden Euro. Von der guten Geschäftsentwicklung sollen auch die Aktionäre profitieren – Siemens will die Dividende um 0,45 Euro je Aktie auf 4,70 Euro je Anteilsschein erhöhen. Beim aktuellen Kurs von 161,35 Euro entspräche dies einer Dividendenrendite von immerhin nahezu 3 Prozent.
Für Siemens läuft es derzeit somit recht gut, wäre da nicht die ehemalige Tochter Siemens Energy, an der Siemens noch immer einen hohen Anteil hält. Die 2020 abgespaltene, börsennotierte Energietechnik-Sparte hatte jüngst über tiefgreifendere technische Probleme bei der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa berichtet und damit die Märkte geschockt. Die Siemens-Energy-Aktie brach um mehr als ein Drittel ein und belastete auch die Siemens-Aktie, denn noch immer hält Siemens einen Anteil von 25,1 Prozent an der ehemaligen Tochter. Die Beteiligung an Siemens Energy hatte sich in den vergangenen sechs Monaten im Wert damit nahezu halbiert, nachdem sie im März noch einen Wert von etwa 5 Milliarden Euro hatte. Eigentlich wollte Siemens binnen 18 Monaten nach dem Börsengang bei Siemens Energy aussteigen, doch machten die ständigen Probleme bei der ehemaligen Tochter den Plänen einen Strich durch die Rechnung.
Zuletzt ging es bei den Aktien von Siemens Energy aber wieder aufwärts, nachdem mit dem Staat Garantielinien über insgesamt 15 Milliarden Euro vereinbart wurden. Auf Monatssicht sind die Aktien von Siemens Energy mit einer Perfomance von mehr als 27 Prozent der Spitzenreiter im DAX. Damit hat sich auch der Beteiligungswert für Siemens wieder erhöht. Kurzfristig könnte der Beteiligungswert weiteren Schwankungen unterliegen, doch dürfte Siemens mittel- bis langfristig die Beteiligung an Siemens Energy komplett zurückfahren, womit dann das Kerngeschäft von Siemens wieder in den Vordergrund rücken würde, das ja nachweislich sehr gut läuft.
Charttechnisch hat die Siemens-Aktie den Siemens-Energy-Schock vom 26. Oktober sehr gut verarbeitet und nähert sich wieder dem Hoch vom 16. Juni bei 167,00 Euro, das zugleich das Rekordhoch markiert. Kann das Hoch herausgenommen werden, würde sich auf der Oberseite naturgemäß viel Spielraum eröffnen. Auf der Unterseite erscheint das Oktober-Tief bei 119,48 Euro bereits meilenweit entfernt und nicht wirklich in Gefahr. In einem schwachen Marktumfeld könnte aber die aktuell bei 144,66 Euro verlaufende 200-Tage-Linie noch einmal angesteuert werden.