Im deutschen Leitindex DAX gibt es in diesem Jahr zwei absolute Überflieger. Mit einem Zuwachs seit Jahresanfang von mehr als 80 Prozent stiehlt die Aktie des Rüstungskonzerns Rheinmetall den meisten DAX-Werten die Show. Nur ein Wert hat sich seit Jahresanfang noch besser entwickelt – die Rede ist von Siemens Energy. Satte 123 Prozent Plus seit Jahresanfang stehen für die Papiere des Energietechnikkonzerns derzeit zu Buche. Neben der anhaltend starken Nachfrage nach der Energiewende-Technologie des Münchener Unternehmens hat sich aber vor allem das Windgeschäft zuletzt schneller stabilisiert als erwartet.
Ein kriselndes Windgeschäft samt kriselnder Windenergietochter Gamesa, massive Produktionsmängel sowie finanzielle Bedenken durch staatliche und bankseitige Garantien haben die Aktien von Siemens Energy vor gut einem Jahr regelrecht abstürzen lassen. Vom zwischenzeitlichen Hoch im Mai 2023 bei 24,81 Euro brach die Aktie innerhalb von fünf Monaten bis auf 6,40 Euro ein. Inzwischen notiert das Papier jedoch um mehr als 300 Prozent höher und erreichte gestern bei 27,00 Euro sogar ein beinahe 3-Jahres-Hoch.
Doch das Windgeschäft hat sich inzwischen stabilisiert. Nach Jahren der Gewinnwarnungen, Chefwechsel und Milliardenverluste scheinen die mageren Jahre für Windkraftanlagenbauer vorbei zu sein. Die Nachfrage nach Windrädern ist zwar seit Jahren hoch, doch ließ sich mit den Anlagen in der Vergangenheit kaum Geld verdienen. Weil viele Länder von festen staatlichen Vergütungen auf freie Ausschreibungssysteme umgestellt haben, in denen nur noch der günstigste Anbieter den Zuschlag bekommt, haben sich die Konzerne in den vergangenen Jahren in einen ruinösen Wettbewerb getrieben. Doch die Auftragslage und die Aussichten haben sich gebessert. Die Preise sind gestiegen und die Windkonzerne fangen an, Geld zu verdienen. Auch Siemens Energy konnte zuletzt wieder schwarze Zahlen vorlegen.
Die Umsätze kletterten im zweiten Quartal (per Ende März) im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent auf 8,28 Milliarden Euro. Nach Steuern konnte der Konzern einen Gewinn von 108 Millionen Euro erzielen, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 189 Millionen Euro angefallen war.
Die gute Geschäftsentwicklung veranlasste das Unternehmen, seine Jahresziele zu erhöhen. Das vergleichbare Wachstum der Umsatzerlöse (ohne Währungsumrechnungs- und Portfolioeffekte) soll für das Gesamtjahr nun in einer Bandbreite von 10 bis 12 Prozent liegen – zuvor zwischen 3 und 7 Prozent. Beim Gewinn nach Steuern erwartet der Konzern weiterhin bis zu 1 Milliarde Euro.
Die Aktie hat in den vergangenen Monaten eine atemberaubende Vorstellung abgeliefert. Zuvor war der Markt einfach viel zu pessimistisch. Nach Meinung einiger Analysten hat die Aktie aber noch immer Nachholbedarf. Im Vergleich zu Konkurrenten wie etwa der kürzlich an die Börse gekommenen General-Electric-Tochter Vernova sei Siemens Energy noch immer unterbewertet. Charttechnisch hat die Aktie jüngst das Hoch aus dem Jahr 2023 bei 24,81 Euro überquert und damit ein neues Kaufsignal generiert. Gestern ging es bis auf 27,00 Euro aufwärts – das höchste Niveau seit Juli 2021. Kann nun auch das Zwischenhoch vom 7. Juli 2021 bei 27,65 Euro überquert werden, würden sich bis zum Hoch vom Januar 2021 bei 34,48 Euro kaum noch signifikante Hindernisse in den Weg stellen.