Der Konsumgüterhersteller Henkel meldete jüngst ermutigende Halbjahreszahlen. Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr nominal zwar leicht zurück, doch konnte der Konzern seine Profitabilität deutlich steigern. Die Aktie näherte sich daraufhin wieder ihrem Jahreshoch.
Die Lebenshaltungskosten in Deutschland steigen weiter. Die Menschen haben weniger Geld zur Verfügung und gönnen sich daher weniger. Oft weichen sie auch von Markenartikeln auf günstigere Alternativen aus. Nur in zwei der vergangenen zwölf Monate sind die Einzelhandelsumsätze in Deutschland im Vergleich zum Vormonat gestiegen. In den meisten Fällen gingen die Erlöse teils kräftig zurück. Im vergangenen Jahr setzten Deutschlands Einzelhändler preisbereinigt weniger um – die Erlöse sanken gegenüber dem Vorjahr real um 3,3 Prozent.
Eine Entwicklung die auch der Konsumgüterhersteller Henkel zu spüren bekommt. Er konnte seinen Umsatz im Konsumentenbereich in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2024 nur dank Preiserhöhungen um 4,3 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro steigern. Die Preise stiegen im Durchschnitt um 5,1 Prozent. Gleichzeitig verkaufte Henkel erneut weniger Produkte. Der Absatz im Geschäft mit Wasch- und Reinigungsmitteln sank im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 Prozent. Markenartikler leiden darunter, dass viele Konsumenten wegen der höheren Lebenshaltungskosten häufiger zu Handelsmarken greifen, hieß es auch von Seiten des Konzerns. Allerdings befindet sich der Düsseldorfer Konzern in einer Umstrukturierungsphase und hat zuletzt viele Marken eingestellt, was sich ebenfalls negativ auf den Absatz auswirkte.
Der Konzernumbau findet in einem schwierigen Umfeld statt – Konsumgüterkonzerne kämpfen mit hohen Kosten für Rohstoffe und Logistik. Das grundsätzliche Szenario von weiter steigenden Kosten für Materialien und Logistik wird sich nach Meinung der Konzernspitze auch im zweiten Halbjahr fortsetzen. Das Wasch- und Reinigungsmittelgeschäft wurde mit der Kosmetiksparte zusammengelegt. Mit dieser Maßnahme erhofft sich der Konzern nicht nur Kostenvorteile, sondern auch eine gesteigerte Effizienz. Bislang wurden Marken mit einem Umsatz von 650 Millionen Euro eingestellt oder verkauft und mindestens 2.000 Stellen weltweit gestrichen.
Die Maßnahmen scheinen sich auszuzahlen – der Konzern ist im ersten Halbjahr deutlich profitabler geworden. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr nominal zwar um 1,0 Prozent auf 10,81 Milliarden Euro (das organische Umsatzwachstum betrug 2,9 Prozent), doch stieg das bereinigte betriebliche Ergebnis (bereinigtes EBIT) um 28,4 Prozent auf 1,61 Milliarden Euro. Die bereinigte Umsatzrendite (bereinigte EBIT-Marge) hat sich dementsprechend auf 14,9 Prozent verbessert, nach 11,5 Prozent im Vorjahr. Nach dem erfreulich verlaufenen ersten Halbjahr passte der Konzern seine Prognosen für das Gesamtjahr an und rechnet nun mit einer leicht höheren EBIT-Marge von 13,5 bis 14,5 Prozent – zuvor 13 bis 14 Prozent.
Der Konzern scheint auf einem guten Weg zu profitablem Wachstum zu sein. Der Markt honorierte die Umbauerfolge und beförderte die Aktie wieder in die Nähe ihres Jahreshochs vom Juni bei 85,74 Euro – im Hoch ging es am gestrigen Mittwoch bis auf 84,70 Euro aufwärts. Es gelang bereits der Sprung über die aktuell bei 82,90 Euro verlaufende 38-Tage-Linie. Kann auch das Jahreshoch überquert werden, könnte dies der Aktie frischen Rückenwind geben. Gleichzeitig würde sich zunächst weiteres Kurspotenzia bis zum Hoch aus dem Jahr 2021 bei 99,50 Euro eröffnen. Fällt die Aktie hingegen noch einmal unter das Juli-Tief bei 80,20 Euro, könnte das April-Hoch bei 76,34 Euro noch einmal in den Fokus rücken.