Mit einem Zuwachs von mehr als 340 Prozent gehörte die Aktie von Palantir im vergangenen Jahr zu den absoluten Highflyern an der Technologiebörse Nasdaq. Und auch 2025 legte das Papier des US-Softwarekonzerns einen Bilderbuchstart hin und notierte seit Jahresanfang bereits wieder um mehr als 65 Prozent im Plus. Gestern bekam die Aktie dann jedoch eins auf die Mütze und verlor mehr als 10 Prozent an Wert. Im nachbörslichen Handel ging es um weitere 5 Prozent abwärts. Kommt nun die große Korrektur oder bietet sich dem Anleger eine gute Einstiegs- oder Nachkaufgelegenheit?
Die Aktie des US-Softwarekonzerns Palantir stürzte gestern an den US-Börsen um 12,56 US-Dollar oder mehr als 10 Prozent auf 112,06 Dollar ab. Und im nachbörslichen Handel ging es um weitere 5,83 Dollar oder 5,20 Prozent auf 106,23 Dollar abwärts. Der Grund für den Absturz ist schnell gefunden – wie die „Washington Post“ berichtete, soll der neue US-Verteidigungsminister Pete Hegseth milliardenschwere Umverteilungen im Pentagon angeordnet haben. Sogar gravierende Einsparungen seien dem Bericht zufolge geplant. So soll das Verteidigungsbudget in den nächsten fünf Jahren um jeweils 8 Prozent pro Jahr gekürzt werden.
Die Kürzungen könnten Folgen für Palantir haben, denn der US-Softwarekonzern ist ein bedeutender Zulieferer für den US-Verteidigungsapparat. Nach den Anschlägen vom 11. September nutzten vor allem US-Geheimdienste die Palantir-Software, um eine Wiederholung der Anschläge zu verhindern. Später wurden die Anwendungen auf alle Zweige des US-Militärs und der verbündeten Verteidigungskräfte ausgeweitet. Welchen Umsatzanteil der US-Verteidigungssektor am Gesamtumsatz hat, lässt sich schwer sagen, denn Palantir arbeitet auch in anderen Bereichen für die US-Regierung. Neben seinen Dienstleistungen im Bereich der Analyse großer Datenmengen verkauft das Unternehmen auch Technologien und Produkte mit KI-Bezug. Regierungsbehörden von der Steuerbehörde bis hin zu Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention, nutzen die Palantir-Technologie, um Steuerbetrüger aufzuspüren und Gesundheitsressourcen besser zu organisieren. Geschäfte mit der US-Regierung dürften Schätzungen zufolge knapp mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmachen. Das Wachstum des Geschäfts mit der US-Regierung betrug in den vergangenen zwei Quartalen mehr als 40 Prozent.
Allerdings kam bereits ein Dementi aus dem Weißen Haus. Demnach soll es sich in den kommenden fünf Jahren nicht um Einsparungen, sondern um Umschichtungen handeln. Zudem wuchs zuletzt bereits das Geschäft mit verbündeten Regierungen und mit Privatunternehmen. Und auch der Verkauf der KI-Software an kommerzielle Kunden wird vorangetrieben. Anfang Februar erhöhte das Unternehmen seine Jahresumsatzprognose und verwies auf die „ungebremste“ Nachfrage von US-Geschäftskunden.
Möglicherweise war die gestrige Marktreaktion etwas überzogen. Palantir wird von sehr vielen Analysten als eines der Top-Unternehmen der kommenden Jahre gesehen. Der US-Verteidigungsapparat mag aktuell einen hohen Anteil am Gesamtumsatz haben, doch ist in anderen Bereichen langfristig mit höheren Wachstumsraten zu rechnen. Selbst eine Kürzung des US-Verteidigungshaushalts dürfte somit das Wachstum von Palantir nicht stoppen, höchstens leicht bremsen.
Charttechnisch könnte der Verkaufsdruck aber durchaus noch anhalten, denn die jüngste Rally war möglicherweise ebenso überzogen. Auf dem Weg nach oben hat die Aktie kaum Unterstützungen gebildet. Die erste wirklich signifikante Unterstützung taucht sogar erst am jüngsten Ausbruchsniveau bei 84,80 US-Dollar auf. So tief dürfte es allerdings kaum abwärts gehen. Das Zwischentief vom 5. Februar bei 99,32 Dollar könnte aber durchaus noch einmal angesteuert werden. Das jüngste Rekordhoch bei 125,41 Dollar dürfte hingegen kaum in Vergessenheit geraten, sondern möglicherweise schon bald wieder ein Thema werden.