Der Grafikkarten- und KI-Spezialist NVIDIA sorgte vor gut drei Monaten für Furore, als er zwar bescheidene Zahlen für das erste Quartal veröffentlichte, jedoch ein kräftiges Umsatzwachstum für das zweite Quartal in Aussicht stellte. Gestern Abend legte der Konzern nun seine Q2-Zahlen vor und konnte die ohnehin schon ambitionierten Wachstumsziele noch deutlich übertreffen. Die Aktie kletterte nachbörslich erstmals über die Marke von 500 US-Dollar.
NVIDIA präsentierte im Mai überaus bescheidene Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2023. Zwar konnte der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal um 19 Prozent auf 7,19 Milliarden US-Dollar gesteigert werden, doch lagen die Erlöse damit 13 Prozent unter dem Wert des Vorjahresquartals. Ähnlich verhielt es sich beim Nettogewinn, der im Vergleich zum Vorquartal um 25 Prozent auf 2,71 Milliarden Dollar kletterte, gegenüber dem Vorjahresquartal jedoch um 21 Prozent schrumpfte. Für Furore sorgte damals jedoch der Ausblick für das zweite Quartal, denn NVIDIA stellte eine Umsatzsteigerung von mehr als 50 Prozent auf 11 Milliarden Dollar in Aussicht. Als Grund nannte der Chip-Hersteller die enorme Nachfrage nach Technik für Rechenzentren, denn dort werden die Anlagen immer mehr mit den für KI-Anwendungen besonders geeigneten NVIDIA-Chips aufgerüstet.
Die NVIDIA-Aktie sprang daraufhin kräftig nach oben und erreichte in den Folgewochen immer wieder neue Rekordhöhen. Die Wachstumsziele klangen für ein Unternehmen, das bereits zu den größten Tech-Konzernen der Welt gehört, enorm ambitioniert. Pessimisten dürften sich nach den gestern Abend nach US-Börsenschluss veröffentlichten Zahlen für das zweite Quartal jedoch verwundert die Augen gerieben haben. Der Grafikkarten- und KI-Spezialist konnte die hohen Erwartungen nicht nur erfüllen, er konnte sie meilenweit übertreffen. Der Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorquartal um sage und schreibe 88 Prozent auf 13,51 Milliarden Dollar. Auf Jahressicht betrug das Wachstum sogar beeindruckende 101 Prozent. Fast noch beeindruckender war die Gewinnentwicklung, denn NVIDIA konnte seinen Gewinn gegenüber dem Vorquartal auf 6,19 Milliarden Dollar mehr als verdreifachen. Auf Jahressicht betrug das Gewinnwachstum sogar 843 Prozent.
Wie von NVIDIA prognostiziert, war vor allem die Aufrüstung der Rechenzentren für das irre Wachstum verantwortlich. Die Umsätze in diesem Bereich kletterten im Vergleich zum Vorquartal um 171 Prozent auf 10,32 Milliarden Dollar und machten mehr als 76 Prozent der Gesamterlöse aus. Das damalige Kerngeschäft mit Grafikarten zeichnete sich lediglich noch für 18 Prozent der Umsätze verantwortlich – NVIDIA erzielte hier ein Umsatzwachstum von 22 Prozent auf 2,49 Milliarden Dollar.
Waren die Zahlen für das zweite Quartal bereits beeindruckend, so entzückte NVIDIA den Markt erneut mit dem Ausblick für das nun laufende dritte Quartal. Der Konzern prognostizierte Umsätze in Höhe von rund 16 Milliarden Dollar, was in etwa so viel wäre, wie im gesamten Geschäftsjahr 2021. Im Vorfeld hatten die Analysten im Konsens mit Erlösen in Höhe von 12,6 Milliarden Dollar gerechnet. Entsprechend deutlich ging es im nachbörslichen Handel mit der NVIDIA-Aktie aufwärts – mit einem Zuwachs von knapp 7 Prozent ging es erstmals überhaupt über die Marke von 500 Dollar.
Offiziell erreichte die Aktie am zurückliegenden Dienstag bei 481,87 US-Dollar ein neues Rekordhoch. Nachbörslich ging es gestern Abend jedoch auf 502 Dollar aufwärts. Die Wachstumszahlen sind beeindruckend und sprechen für eine Neubewertung des Unternehmens. Kann NVIDIA auch in den kommenden Quartalen stark wachsen, dürfte die Rallye noch nicht beendet sein. Kurzfristig kann es aber immer zu Gewinnmitnahmen kommen. Auf der Unterseite sollte die aktuell bei 439,37 Dollar verlaufende 50-Tage-Linie im Auge behalten werden. Ein Unterschreiten könnte einen weiteren Rücksetzer auf das jüngste Zwischentief bei 403,11 Dollar nach sich ziehen.