Der Hype um NVIDIA hat in den vergangenen Wochen deutlich nachgelassen. Viele hatten sogar befürchtet, er wäre zu Ende, denn mit DeepSeek hat ein chinesisches Unternehmen bewiesen, dass KI-Modelle auch ohne die neueste NVIDIA-Technik und mit deutlich geringeren Kosten konkurrenzfähig funktionieren können. Doch die Zahlen, die der Chip-Konzern gestern nach US-Börsenschluss vorgelegt hat, zeigen, dass die Nachfrage nach den KI-Hochleistungsprozessoren von NVIDIA weiterhin ungebrochen hoch ist.
Das chinesische Unternehmen DeepSeek schickte im November mit seinem KI-Modell R1 Schockwellen durch den Tech-Sektor. Angeblich hat das Unternehmen alte NVIDIA-Technik verwendet und sein Sprachmodell mit deutlich weniger Kosten antrainiert. Da das Sprachmodell jedoch ähnlich leistungsfähig sein soll wie das bekannte OpenAI-Modell ChatGPT, kamen am Markt Zweifel an den Bewertungsniveaus vieler US-Unternehmen auf. Auch die NVIDIA-Aktie geriet daraufhin unter Druck, da der Markt befürchtete, dass die Nachfrage nach den Hochleistungsprozessoren von NVIDIA für KI-Rechenzentren stark zurückgehen könnte. Für zusätzliche Verunsicherung sorgte der Softwareriese Microsoft, der Anfang der Woche meldete, Mietverträge für umfangreiche Rechenzentrumskapazitäten in den USA gekündigt zu haben, was laut Marktbeobachtern auf ein potenzielles Überangebot an KI-Infrastruktur hinweisen würde.
Doch mit den Zahlen, die NVIDIA gestern nach US-Börsenschluss veröffentlichte, dürfte wieder etwas Ruhe im US-Tech-Sektor eingekehrt sein. NVIDIA erzielte im vierten Quartal des Geschäftsjahrs 2024 Umsätze in Höhe von 39,3 Milliarden US-Dollar, was einem Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr von beeindruckenden 78 Prozent entspricht. Vor allem das im Rampenlicht stehende Geschäft mit Halbleitern für Rechenzentren hat sich stark entwickelt und wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 93 Prozent auf 35,6 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn stieg um 80 Prozent auf 22,1 Milliarden Dollar. Noch beeindruckender fielen die Wachstumsraten für das Gesamtjahr aus – im Vergleich zum Geschäftsjahr 2023 steigerte NVIDIA seine Erlöse um 114 Prozent auf 130,5 Milliarden Dollar, während der Nettogewinn um 130 Prozent auf 74,3 Milliarden Dollar kletterte.
Für viele Marktteilnehmer noch wichtiger war jedoch der Ausblick auf das laufende erste Quartal des neuen Geschäftsjahrs. Doch auch hier konnte das Unternehmen überzeugen. NVIDIA peilt für den ersten 3-Monats-Abschnitt Erlöse in Höhe von 43 Milliarden Dollar an, was die durchschnittlichen Markterwartungen um rund eine Milliarde Dollar übertraf.
Die NVIDIA-Aktie zog im Vorfeld der Zahlen gestern um 4,65 US-Dollar oder 3,67 Prozent auf 131,28 Dollar an, musste im nachbörslichen Handel aber etwas mehr als 1 Prozent abgeben. Für neue Euphorie haben die Zahlen also nicht gereicht, auch wenn sie über den Markterwartungen lagen. Das zeigt, dass der Markt vorsichtiger geworden ist. Der NVIDIA-Hype ist aller Voraussicht nach noch nicht vorbei, doch dürfte es um das nach Börsenwert zweitgrößte Unternehmen der Welt etwas ruhiger werden. Das Unternehmen wird aber auch in den kommenden Jahren die wichtigste Rolle im KI-Universum spielen. Nur wachsen auch für NVIDIA die Bäume nicht in den Himmel.
Die Zahlen und der erhöhte Ausblick kamen bei den Analysten gut an. Und auch die Großinvestoren lobten die operativen Fortschritte des Konzerns. Allerdings fordern einige von ihnen ein noch stärkeres Wachstumstempo. Sie plädieren dafür, dass sich Siemens von der börsennotierten Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers ganz trennen soll, die sich im ersten Quartal als Bremsklotz erwies. Der Umsatz von Siemens Healthineers stagnierte im ersten Quartal – das operative Ergebnis brach sogar um 21 Prozent ein. Mit einer Abspaltung wie damals bei Siemens Energy könne sich der Konzern noch stärker auf die zukunftsweisenden Bereiche Digital Industries, Smart Infrastructure und Mobility konzentrieren.
Die Siemens-Aktie konnte in den vergangenen Monaten bereits kräftig zulegen. Mit dem heutigen Kurssprung wurde nun das bisherige Jahreshoch vom 18. Januar bei 146,36 Euro herausgenommen, womit sich das Chartbild weiter aufgehellt hat. Gleichzeitig wurde der Weg bis zum Rekordhoch vom Januar 2022 bei 157,96 Euro frei gemacht. Danach wäre reichlich Luft nach oben. Auf der Unterseite sollte der aktuell bei 138,30 Euro verlaufende 38-Tage-Durchschnitt als Unterstützung dienen.