Die Themen Künstliche Intelligenz (KI) und insbesondere ChatGPT sind derzeit in aller Munde. Vom aktuellen Hype profitieren viele Unternehmen. Der größte Profiteur dürfte aber wohl der Grafikkarten- und KI-Spezialist NVIDIA sein. Einige Analysten schätzen, dass NVIDIA aktuell gefühlt 90 Prozent des KI-Marktes dominiert. Die NVIDIA-Aktie ist in den vergangenen Wochen bereits stark gestiegen, doch trauen viele Analysten dem Papier langfristig noch Kurspotenzial zu.
ChatGPT ist ein dialogbasierter Chat-Bot, welcher von OpenAI entwickelt und im November 2022 als Beta-Version veröffentlicht wurde. ChatGPT nutzt Künstliche Intelligenz, um menschliche Sprache zu verstehen und eine der menschlichen Sprache ähnliche Ausgabe respektive Antwort zu erzeugen. Das Programm kann zum Beispiel komplizierte Sachverhalte einfach erklären und Gedichte, Nachrichten oder kurze Texte schreiben. Schüler nutzen den Chat-Bot bereits als einfach zu bedienende Hausaufgabenhilfe. Nach Meinung von NVIDIA-Chef Jensen Huang hat das KI-Tool ChatGPT das Zeug dazu, alles besser zu machen. Er glaubt sogar, dass die KI mit ChatGPT demokratisiert wird, so wie es das iPhone für das Smartphone war.
NVIDIA ist Vorreiter auf dem Markt für Grafikchips, die für komplexe Rechenaufgaben wie KI-Anwendungen entwickelt wurden. Je mehr Menschen ChatGPT nutzen, desto mehr Rechenleistung benötigt sein Eigentümer OpenAI, um Antworten auf die Millionen von Anfragen zu generieren. Der Softwareriese Microsoft hat ChatGPT bereits in seine Suchmaschine Bing integriert und stellt OpenAI unter anderem die Azure-Server zur Verfügung, darunter einen Server mit 285.000 CPU-Kernen und 10.000 Grafikkarten.
Die Experten der Bank of America sind der Meinung, dass NVIDIA an der Spitze der Unternehmen steht, die vom Wachstum der sogenannten generativen KI profitieren werden. Die Analysten der Citigroup schätzen, dass das schnelle Wachstum der ChatGPT-Nutzung NVIDIA innerhalb von zwölf Monaten zusätzliche Erlöse von 3 bis 11 Milliarden US-Dollar bescheren könnte.
Für NVIDIA kommt der ChatGPT-Hype genau zum richtigen Zeitpunkt. Wie viele andere Unternehmen auch profitierte NVIDIA während der Corona-Pandemie vom Homeoffice-Boom. Doch dieser ist nach der Aufhebung sämtlicher Beschränkungen längst vorbei, was sich auch in der Bilanz des Grafikkarten-Herstellers niederschlägt. Im vierten Quartal (per Ende 31. Januar) erzielte NVIDIA einen Umsatz in Höhe von 6,05 Milliarden Dollar. Das war zwar leicht mehr als der Markt erwartet hatte, doch etwa 21 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr 2022/23 stagnierte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr bei 26,97 Milliarden Dollar. Die erwarteten Mehreinnahmen durch die ChatGPT-Nutzung könnten NVIDIA wieder auf Wachstumskurs bringen.
Charttechnisch ist die NVIDIA-Aktie zuletzt sehr gut gelaufen – seit Jahresanfang steht bereits ein Zuwachs von mehr als 65 Prozent auf aktuell 241,81 Dollar zu Buche. Nach einer solchen Zwischenrally ist natürlich eine Konsolidierung jederzeit möglich. Eine erste signifikante Unterstützung taucht jedoch erst am Zwischentief vom März 2022 bei 206,50 Dollar auf. Allerdings muss es nicht so weit abwärts gehen. Möglich ist auch eine Verschnaufpause auf hohem Niveau. Weitere positive Meldungen könnten die Rally aber auch schnell weiter befeuern. Auf der Oberseite hätte die Aktie zunächst noch Platz bis zum Hoch vom März 2022 bei 289,46 Dollar. Hält der Hype an, könnte mittel- bis langfristig sogar das Rekordhoch aus dem Jahr 2021 bei 346,47 Dollar wieder in den Fokus rücken.