Für Windkraftanlagenbauer wehte in den vergangenen Jahren im geschäftlichen Sinne eher ein laues Lüftchen. Doch der Wind könnte mit dem jüngst vom deutschen Bundestag genehmigten Konjunkturpaket endgültig gedreht haben. Die Aktie des deutschen Windkraftanlagenbauers Nordex hat bereits Fahrt aufgenommen und im Verlauf der Woche sogar ein neues 3-Jahres-Hoch erreicht.
Union und SPD haben jüngst ein gigantisches Konjunkturpaket auf den Weg gebracht. Konkret wurde ein 500 Milliarden Euro schweres Sondervermögen für Investitionen in die deutsche Infrastruktur beschlossen. Es soll über zwölf Jahre laufen. 100 Milliarden Euro des Gesamtbetrags sollen dabei in den Klima- und Transformationsfonds (KTF) fließen, aus dem insbesondere der klimafreundliche Umbau der Wirtschaft gefördert wird.
Geht es um die Erneuerung der deutschen Infrastruktur, führt auch an einer Modernisierung der Energielandschaft kein Weg vorbei. Erneuerbare Energien wie die Windkraft werden dabei in den kommenden Jahren eine Schlüsselrolle spielen. Mit dem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft dürfte die Windbranche bereits einen Meilenstein erreicht haben. Gerade für Unternehmen wie Nordex könnte das neue Kapital den Weg für größere Windpark-Projekte in Deutschland ebnen. Doch fast noch wichtiger als das Kapital für neue Projekte wird natürlich sein, in welchem Umfang die neue Bundesregierung dann auch wirklich Mittel in die Energiewende lenkt und Genehmigungsverfahren vereinfacht. Denn das Problem in der Vergangenheit war, dass Windrad-Projekte jahrelang ausgebremst wurden. Geht es nach den Verantwortlichen, soll sich hier in Zukunft einiges ändern. Dank neuer Regeln gab es hier zuletzt auch schon Fortschritte.
Die Aussichten für die Branche und speziell für Nordex dürften sich mit einer neuen Regierung und dem beschlossenen Konjunkturpaket erheblich aufgehellt haben. Dabei lief es 2024 für Nordex bereits recht gut. Der Hamburger Windkraftanlagenbauer steigerte seinen Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr gegenüber dem Vorjahr um 12,5 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich im Berichtsjahr deutlich auf 296 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr eine schwarze Null geschrieben worden war. Die Gewinnmarge erreichte wieder akzeptable 4,1 Prozent, nachdem sie im Vorjahr nahe der 0-Prozent-Marke gelegen hatte. Erfreulich entwickelte sich auch der Auftragseingang, der im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 7,5 Milliarden Euro anstieg.
Doch nicht nur die Verabschiedung des deutschen Konjunkturpakets sorgte zuletzt für Auftrieb. In den vergangenen Tagen konnte Nordex zudem zwei Großaufträge an Land ziehen. In Brasilien wurde Nordex mit der Lieferung und Errichtung von 19 Anlagen beauftragt. Der 112-Megawatt-Auftrag umfasst auch den Service der Turbinen für einen Zeitraum von zunächst 15 Jahren, mit mehreren Optionen zur Verlängerung auf bis zu 30 Jahre. In Kanada wurde Nordex mit der Lieferung und Errichtung von 16 Anlagen beauftragt. Der 94-Megawatt-Auftrag umfasst auch den Service der Turbinen für einen Zeitraum von 25 Jahren.
Die guten Neuigkeiten lassen sich auch an der Aktienkursentwicklung ablesen – das Papier des Windkraftanlagenbauers hat allein im März um mehr als 24 Prozent auf aktuell 16,79 Euro zugelegt. Am zurückliegenden Dienstag ging es sogar bis auf 17,63 Euro aufwärts, was das höchste Niveau seit mehr als drei Jahren bedeutete. In einem weiterhin freundlichen Marktumfeld könnte das nächste Anlaufziel das Hoch aus dem Jahr 2022 bei 18,73 Euro sein, ehe die 20-Euro-Marke wieder in den Fokus rücken dürfte – zuletzt notierte die Aktie im Mai 2021 darüber. Auf der Unterseite dürfte die massive Unterstützungszone zwischen 15,77 und 15,63 Euro für Halt sorgen.