Der Softwarekonzern Microsoft gehört mit einer Marktkapitalisierung von 3,22 Billionen US-Dollar zu den größten Unternehmen der Welt. Doch Größe schützt vor Wachstum nicht, wie der US-Konzern gestern unter Beweis stellte – Microsoft beeindruckte im gerade abgelaufenen ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres sowohl bei Umsatz als auch Gewinn erneut mit zweistelligen Wachstumsraten.
Ein Quartalsumsatz von 65,6 Milliarden US-Dollar und ein Quartalsgewinn von 24,7 Milliarden Dollar – der Softwareriese Microsoft legte gestern Abend nach US-Börsenschluss einmal mehr starke Quartalszahlen vor. Imposant war aber vor allem die Wachstumsraten, denn im Vergleich zum Vorjahresquartal kletterten die Erlöse um beeindruckende 16 Prozent, während der Gewinn um 11 Prozent gesteigert wurde. Mit beiden Kennzahlen konnte der Softwarekonzern die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten toppen.
Im Fokus stand dabei vor allem das Wachstum der Cloud-Sparte Azure, das mit etwa 33 Prozent die Prognosen der Analysten deutlich übertraf. Konkrete Zahlen, wie stark der Boom bei Künstlicher Intelligenz (KI) zum Konzernwachstum beiträgt, nennt Microsoft zwar weiterhin nicht, doch betonte Konzernchef Satya Nadella, dass sie die Nachfrage in der Cloud-Sparte deutlich anschiebe. „KI treibt den Wandel in allen Arbeitsfeldern und Geschäftsbereichen und ist der Grund, warum der Konzern derzeit so schnell wachse wie nie zuvor“, erklärte Nadella bei der Quartalskonferenz.
Allerdings muss der Konzern für weiteres Wachstum tief in die Tasche greifen. Die Kapitalausgaben im ersten Quartal sind auf 20 Milliarden Dollar regelrecht explodiert – plus 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ursprünglich hatte Microsoft nur gut 15 Milliarden Dollar an Ausgaben angepeilt. Und die Ausgaben dürften in den kommenden Quartal kaum sinken – Microsoft peilt für das Gesamtjahr Kapitalausgaben in Höhe von 80 Milliarden Dollar an, was in etwa dreimal so viel wäre wie im vorherigen Geschäftsjahr. Die Investitionen fließen in erster Linie in den Auf- und Ausbau neuer KI-Rechenzentren.
Die Microsoft-Aktie stand im Anschluss an die Bilanzvorlage leicht unter Abgabedruck, was Marktbeobachter auf eine leicht unter der Erwartung liegende Umsatzprognose für das laufende Quartal von 68,1 bis 69,1 Milliarden Dollar schoben.
Aufgrund der hohen Investitionen ist weiteres Wachstum fast schon programmiert. Im KI-Bereich dürfte Microsoft einer der großen Player bleiben. Investitionen in diesen Regionen können sich ohnehin nur einige wenige Unternehmen leisten. Schwächephasen können daher durchaus zum Einstieg oder Nachkauf genutzt werden.
Charttechnisch hat sich die Aktie zuletzt wieder an das September-Hoch bei 441,85 US-Dollar herangekämpft. Kann die Hürde übersprungen werden, wäre der Weg in Richtung Rekordhoch vom Juli bei 468,35 Dollar zunächst unverbaut. Kann auch dieses Hindernis gemeistert werden, könnte die runde Marke von 500 Dollar allmählich im Visier der Bullen auftauchen. Auf der Unterseite erscheint die Aktie im Bereich der beiden gleitenden Durchschnitte der vergangenen 200 respektive 50 Tage bei 421,15/420,66 Dollar zunächst solide abgesichert.