Der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) dürfte gestern Abend nach US-Börsenschluss veröffentlichten NVIDIA-Zahlen in die nächste Runde gehen. Der Anbieter von KI-Hochleistungsprozessoren konnte mit seinen Zahlen für das erste Quartal nicht nur die Markterwartungen übertreffen, auch der Ausblick lag über den Erwartungen. Doch vom KI-Hype profitiert nicht nur NVIDIA. Auch der US-Chipkonzern Micron Technology zählt zu den KI-Profiteuren. Micron ist zwar eher im Massenmarkt für Speicherchips tätig, doch der neue Speicherchip mit hoher Bandbreite HMB3E kommt vor allem in Servern zum Einsatz, die für KI-Anwendungen verwendet werden.
Erst Anfang des Jahres hatte Micron mit der Produktion seiner neuen HBM3-Speicherchips (High Bandwidth Memory) begonnen. Speicherchips mit hoher Bandbreite (HBM) sind ein wesentlicher Bestandteil der Hardware, die in KI-Servern verwendet wird. Micron ist einer der drei großen Anbieter für diese Art von Chips.
Interessant ist vor allem, dass der fortschrittliche HBM3E-Speicherchip von Micron in den sogenannten Hopper-GPUs von NVIDIA, speziell im neuen Grafikprozessor H200, verbaut wird. Die HBM-Speicherchips gehören wegen der technischen Komplexität, die mit seiner Konstruktion verbunden ist, zu den profitabelsten Produkten von Micron. Der Konzern hatte zum Produktionsstart für das laufende Geschäftsjahr 2024 (endet im August) HBM-Umsätze über „mehrere“ hundert Millionen US-Dollar in Aussicht gestellt. 2025 soll sich das HBM-Geschäft dann zu einem Multimilliarden-Dollar-Geschäft entwickeln.
Im zweiten Quartal (per Ende Februar) hatte sich die Produktion der neuen HBM3-Chips bereits positiv auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt. Micron steigerte seine Erlöse im Vergleich zum Vorquartal um 23,2 Prozent auf 5,82 Milliarden Dollar. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres wurde sogar ein Wachstum von knapp 58 Prozent erzielt. Der Nettogewinn betrug 793 Millionen Dollar, nach einem Verlust im Vorquartal von 1,23 Milliarden Dollar und einem Verlust im Vorjahr von 2,31 Millionen Dollar. Für das noch laufende dritte Quartal stellte Micron Umsätze in Höhe von 6,6 Milliarden Dollar (plus/minus 200 Millionen Dollar) in Aussicht.
Bereits im März meldete Micron, dass seine neuen HBM3-Chips für 2024 bereits ausverkauft seien. Und auch ein Großteil des Angebots für 2025 wäre bereits vergeben. Um die steigende Nachfrage der KI-Industrie nach HBM-Halbleitern decken zu können, erhöhte das Unternehmen jüngst seine Investitionsprognose für dieses Jahr von 7,5 Milliarden auf 8 Milliarden Dollar.
Die Micron-Aktie gab gestern im regulären US-Handel um 1,22 US-Dollar oder 0,96 Prozent auf 126,28 Dollar nach. Erst zu Beginn der Woche kletterte die Aktie über das April-Hoch bei 130,54 Dollar und erreichte im Anschluss bei 130,96 Dollar ein neues Rekordhoch. Allerdings setzten im Vorfeld der NVIDIA-Zahlen leichte Gewinnmitnahmen ein. Nach den gestern Abend veröffentlichten NVIDIA-Zahlen sprang das Micron-Papier im nachbörslichen Handel um 4,00 Dollar oder 3,17 Prozent auf 130,28 Dollar nach oben, womit das Rekordhoch zum heutigen US-Handelsauftakt wieder in greifbare Nähe rücken könnte. Bei einem Überqueren würde sich reichlich Aufwärtspotenzial eröffnen. Eine erste Unterstützung würde hingegen an der aktuell bei 116,16 Dollar verlaufenden 50-Tage-Linie auftauchen.