Der Halbleitermarkt befindet sich in einer zyklischen Schwächephase. Zwar ist die Nachfrage im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) aktuell sehr stark, doch sieht es in anderen Bereichen ganz anders aus. Ein Sorgenkind bleibt die Autoindustrie, wo die Absatzprobleme bei E-Autos auch zu einer stark verminderten Chip-Nachfrage führen. Dies bekommt auch der deutsche Halbleiterkonzern Infineon zu spüren. Allerdings scheint die Lage bei den Münchenern nicht so düster zu sein, wie der Markt zuletzt befürchtete – Zahlen und Ausblick fielen besser aus als erwartet.
Der Halbleiterproduzent Infineon ließ seine Aktionäre am Dienstag aufatmen. Die Münchener öffneten ihre Bücher für das am 31. Dezember beendete Geschäftsquartal – bei Infineon das erste Geschäftsquartal im Geschäftsjahr 2025 – und sorgten mit dem Vorgelegten für eine positive Überraschung. Der Umsatz sank zwar im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent auf 3,42 Milliarden Euro, doch war dies in etwa so erwartet worden. Die operative Marge fiel erwartungsgemäß um rund 6 Prozentpunkte auf 16,7 Prozent. Und auch der Gewinneinbruch gegenüber dem Vorjahr von 58 Prozent auf 246 Millionen Euro war keine Überraschung.
Positiv überrascht hat der Konzern mit seiner Prognose für das Gesamtjahr. Laut Infineon-Chef Jochen Hanebeck zieht das Geschäft allmählich wieder an. Die Kunden hätten ihre Lagerbestände abgebaut, weshalb Hanebeck von einer „schrittweisen Nachfrageerholung“ ausgeht. Auch der anhaltende Trend zur Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) sticht laut Hanebeck positiv hervor. Dieser treibe den Bedarf an sogenannten Leistungshalbleitern, wie sie Infineon für die Stromversorgung von KI-Rechenzentren anbiete. Für das laufende Geschäftsjahr hob der Konzern nun seine Umsatzprognose mit derartigen Chips von 500 Millionen auf 600 Millionen Euro an. Innerhalb der nächsten zwei Jahre soll der Umsatz hier auf eine Milliarde Euro anwachsen. Der Konzern erwartet für das Gesamtjahr nun mindestens eine insgesamt stabile Umsatzentwicklung. Im besten Fall könnten die Erlöse sogar leicht steigen. Bislang hatte Infineon einen leicht fallenden Umsatz in Aussicht gestellt.
Die leichte Anhebung der Prognosen war deshalb so überraschend, weil der französisch-italienische Rivale STMicroelectronics kurz zuvor einen Umsatzeinbruch meldete und seine Umsatzprognosen drastisch senkte.
In den Infineon-Prognosen unberücksichtigt blieben mögliche Einflüsse einer aggressiveren Handelspolitik seitens der USA. Laut Hanebeck sind die Auswirkungen aktuell völlig unklar und könnten von vernachlässigbar bis signifikant sein.
Der Markt reagierte fast schon euphorisch auf die Infineon-Zahlen und den leicht angehobenen Ausblick – die Aktie sprang am Dienstag um mehr als 10 Prozent nach oben, legte am Mittwoch um knapp 3 Prozent nach und notiert heute im frühen Handel erneut um 1,46 Euro oder 4,11 Prozent im Plus bei aktuell bei 36,96 Euro. Aus charttechnischer Sicht wichtig war die Überquerung der beiden gleitenden Durchschnitte der vergangenen 200 respektive 38 Tage, die aktuell bei 32,63 respektive 33,02 Euro verlaufen. Auch konnte das Juli-Hoch bei 36,26 Euro überquert werden, womit sich auf dem Weg zum Hoch aus dem Jahr 2021 bei 43,85 Euro, das zugleich ein 23-Jahres-Hoch markiert, nur noch die Hochpunkte vom Juni 2024 bei 38,81 Euro, vom Dezember 2023 bei 39,35 Euro und vom Juli 2023 bei 40,27 Euro entgegenstellen.