Der Halbleitermarkt bewegt sich allmählich aus der Krise. Nach der Corona-Pandemie und mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist die Nachfrage nach Chips in einigen Bereichen stark eingebrochen. Doch die Nachfrage hat sich zuletzt kräftig erholt.
Einige Halbleiterhersteller bauen zwar noch ihre Überkapazitäten ab, weshalb diese über nicht ausgenutzte Produktions-Kapazitäten verfügen, doch die Lage entspannt sich zusehends. Beim deutschen Halbleiterkonzern Infineon ist von Krise indes wenig zu erkennen. Infineon erzielte im vergangenen Geschäftsjahr in fast allen Bereichen neue Rekorde. Und die Rekordfahrt dürfte sich 2023 fortsetzen – vor wenigen Tagen hob der Konzern seine Prognosen für das Gesamtjahr sogar noch einmal an.
Infineon beschreibt sich als weltweit führender Anbieter von Halbleiterlösungen für Power Systems und das Internet der Dinge (IoT). Mit seinen Produkten und Lösungen treibt Infineon die Dekarbonisierung und Digitalisierung voran. Vor allem in den Kernbereichen Automobil und Industrie berichtete der Konzern unlängst von einer robusten Geschäftsentwicklung, was ihn bereits im November im Anschluss an die Veröffentlichung der Zahlen für das Geschäftsjahr 2021/22 dazu animierte, seine langfristigen Finanzziele deutlich anzuheben.
Infineon steigerte seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2021/22 im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent auf 14,22 Milliarden Euro. Das Segmentergebnis konnte sogar um 63 Prozent auf 3,38 Milliarden Euro gesteigert werden, womit sich die Segmentergebnis-Marge auf 23,8 Prozent verbesserte – im Vorjahr waren es noch 18,7 Prozent. Infineon erhöhte daraufhin seine langfristigen Ziele und visierte ein jährliches Umsatzwachstum von 10 Prozent (zuvor 9 Prozent) und eine Segmentergebnismarge von 25 Prozent (zuvor 19 Prozent) an.
Das erste Quartal im neuen Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende Dezember) lief mit einer Segmentergebnismarge von 28,0 Prozent bereits sehr gut. Und auch das zweite Quartal scheint gut verlaufen zu sein – der Konzern hob wenige Tage vor Ablauf des Quartals (per Ende März) seine Prognosen für das Gesamtjahr an. Infineon prognostiziert nunmehr für das gesamte Geschäftsjahr einen Konzernumsatz deutlich über den bisher erwarteten 15,5 Milliarden Euro (plus oder minus 500 Millionen Euro). Ferner sehen die Prognosen nun eine Segmentergebnismarge im hohen 20er-Prozent-Bereich vor, verglichen mit dem ursprünglich prognostizierten Niveau von rund 25 Prozent.
Der Optimismus von Infineon scheint begründet zu sein. Die Energiewende, die nicht nur in Deutschland stark vorangetrieben wird, braucht viele Chips. Ob in E-Autos oder Windkrafträdern, überall werden Unmengen von Chips benötigt, denn sie müssen die elektrischen Ströme möglichst verlustarm steuern. Infineon ist einer der wichtigsten Hersteller dieser kleinen Bausteine. Der Konzern sieht daher goldene Zeiten aufziehen.
Charttechnisch nähert sich die Aktie wieder ihrem Hoch vom November 2021 bei 43,85 Euro, das zugleich ein 22-Jahres-Hoch markiert. Am Zwischenhoch vom April 2021 bei 37,31 Euro scheiterte die Aktie jüngst allerdings. Doch möglicherweise bietet der jüngste Rückschlag eine vielversprechende Einstiegsgelegenheit. Erreicht die Aktie in naher Zukunft ihr 2021er-Hoch, würde sich auf Basis des aktuellen Kurses von 35,88 Euro ein Kurspotenzial von rund 22 Prozent eröffnen. Das Chartbild würde sich erst wieder etwas gravierender eintrüben, wenn das März-Tief bei 32,21 Euro unterschritten wird. Zuvor würde sich bei 35,01 Euro aber noch die 38-Tage-Linie in den Weg stellen.