Der Software-Gigant Microsoft öffnete am Dienstagabend seine Bücher und berichtete über das im Dezember abgelaufene Quartal – bei Microsoft das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2022/23. Um es vorweg zu nehmen – die Zahlen waren schlecht, auch wenn sie im Rahmen der Markterwartungen ausfielen.
Ähnlich wie zahlreiche andere Unternehmen profitierte Microsoft während der Coronakrise vom Homeoffice-Boom und machte in dieser Zeit mit Computern, Zubehör und Software Umsätze in Milliardenhöhe. Mit dem Abklingen der Pandemie und dem Aufheben der Lockdown-Maßnahmen endete der Boom jedoch wieder, was sich in den nun vorgelegten Zahlen niederschlug.
Microsoft konnte seinen Umsatz von September bis Dezember im Vergleich zur Vorjahresperiode zwar um 2 Prozent auf 52,7 Milliarden US-Dollar steigern, doch war es das schwächste Wachstum seit mehr als sechs Jahren. Zudem fiel der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent auf 16,4 Milliarden Dollar. Vor allem das Geschäft mit dem Verkauf des Betriebssystems Windows schrumpfte im abgelaufenen Quartal auf Jahressicht um 39 Prozent. Und der Konzern stellte ein Rückgang in ähnlicher Größenordnung auch für das laufende dritte Quartal in Aussicht.
Verlassen konnte sich Microsoft zwar erneut auf sein Cloud-Geschäft – die Umsätze mit der Cloud-Plattform Azure wuchsen auf Jahressicht um 31 Prozent –, doch erzielte der Konzern hier das geringste Wachstum seit er die Zahlen für diesen Geschäftsbereich, erstmals im Jahr 2015, separat aufschlüsselt. Auch hier drückte Microsoft auf die Bremse und erwartet, dass sich das Wachstum der Sparte im laufenden Quartal um 4 bis 5 Prozentpunkte verlangsamen werden.
Dennoch bleibt der Konzern im Technologie-Sektor ein Big-Player mit Zukunftsfantasie. Microsoft mischt bereits ordentlich im Zukunftsmarkt der künstlichen Intelligenz (KI) mit. Laut Konzernchef Satya Nadella wird jeder App mit der Zeit eine KI-App. Bei der Präsentation der Zahlen verwies Nadella auf die Partnerschaft mit dem Unternehmen OpenAI. Microsoft will die Technologie von OpenAI tief in seine Cloud-Plattform einbinden. Das Zeitalter der künstlichen Intelligenz sei laut Nadella angebrochen, und Microsoft treibe es voran. Dazu soll das Engagement bei Open AI kräftig ausgebaut werden. Nadella nannte zwar keine genaue Summe, doch schätzt der Finanzdienst Bloomberg, dass es um rund 10 Milliarden Dollar gehen könnte.
Mit den Zahlen und dem Ausblick hat Microsoft etwas enttäuscht, worauf die Aktie leicht nachgab. Doch der Konzern dürfte das Ruder schon bald wieder herumreißen. Microsoft gab bereits den Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen bekannt. Der Personalabbau wird dem Konzern zwar rund 1,2 Milliarden Dollar kosten, doch dürfte der Kosteneffekt auf Dauer deutlich größer sein.
Charttechnisch könnte die Aktie im November bei 213,43 US-Dollar ihr vorläufiges Tief gesehen haben. Bei einem Unterschreiten würde sich das Chartbild allerdings gravierend eintrüben. Kann die Aktie jedoch ihren aktuell bei 241,84 Dollar verlaufenden 50-Tage-Durchschnitt nachhaltig überqueren, wäre das Chartbild vielversprechend. Danach würde sich bei 255,34 Dollar die 200-Tage-Linie in den Weg stellen, ehe der seit Anfang 2022 etablierte Abwärtstrend zum Test anstehen könnte, der aktuell bei etwa 258 Dollar verläuft. Ein Ausbruch nach oben würde ein kräftiges Kaufsignal generieren und Kurspotenzial bis zum Dezember-Hoch bei 263,92 Dollar eröffnen, ehe das August-Hoch bei 294,18 Dollar in den Fokus rücken könnte.