Die Konjunktur schwächelt – das bekommt auch der Konsumgüterhersteller Henkel zu spüren. Speziell das schwächelnde China-Geschäft aber auch der Ausstieg aus Russland machen dem Konzern zu schaffen. Volumenrückgänge konnten nur durch Preissteigerungen ausgeglichen werden. Dennoch blickt das Düsseldorfer Unternehmen optimistisch in die Zukunft und hob seine Jahresprognosen zuletzt leicht an.
Die Konjunkturlokomotive China kommt weiterhin nicht auf Touren und in Deutschland werden die Rezessionssignale immer eindeutiger. Für den Konsumgüterhersteller Henkel zwar keine tollen Nachrichten, doch auch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres konnte der Konzern seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr dennoch organisch um 4,9 Prozent auf 10,93 Milliarden Euro steigern. Beide Unternehmensbereiche (Adhesive Technologies und Consumer Brands) trugen dabei zum starken Wachstum bei. Allerdings wurden die Wachstumsraten von 4,7 respektive 5,7 Prozent nur durch zweistellige Preissteigerungen erzielt, während die Volumina bedingt durch eine verhaltene Nachfrage unter den Niveaus des Vorjahres blieben. Das bereinigte betriebliche Ergebnis (EBIT) stieg auf Jahressicht um 7,6 Prozent auf rund 1,25 Milliarden Euro, womit die EBIT-Marge um 80 Basispunkte auf 11,5 Prozent verbessert wurde.
Stark gebremst hat im ersten Halbjahr das China-Geschäft. Während Henkel seine Umsätze in allen anderen Weltregionen steigern konnte, gingen die Erlöse in Asien um 2,7 Prozent zurück. Dies war laut Halbjahresbericht vor allem auf ein „herausforderndes Marktumfeld“ in China und auf eine gesunkene Kundennachfrage zurückzuführen. Für Gegenwind sorgte auch der Ausstieg aus dem Russland-Geschäft, den der Konzern bereits Mitte April bekannt gab. Bei einem Verkaufspreis von rund 600 Millionen Euro liegt der errechnete Verlust bei etwa 214 Millionen Euro. Laut Finanzvorstand Marco Swoboda spielten vor allem aufgelaufene Wechselkursverluste der Vergangenheit eine Rolle, die allein schon einen Wert von rund 150 Millionen Euro hatten.
Der Markt hat die Preissteigerungen angenommen, was den Konzern etwas optimistischer auf das Gesamtjahr blicken lässt. Henkel geht auf Konzernebene im Geschäftsjahr 2023 nun von einem organischen Umsatzwachstum von 2,5 bis 4,5 Prozent aus – zuvor peilte das Unternehmen ein Wachstum zwischen 1,0 und 3,0 Prozent an. Die bereinigte Umsatzrendite (EBIT-Marge) soll auf Konzernebene nun zwischen 11,0 und 12,5 Prozent liegen – hier peilte Henkel bisher 10,0 bis 12,0 Prozent an.
Die Henkel-Aktie hat sich zuletzt wieder etwas erholt und Anfang August zumindest den seit Mai etablierten Abwärtstrend nach oben verlassen. Auch der kurzzeitig unterschrittene und aktuell bei 70,81 Euro verlaufende 200-Tage-Durchschnitt konnte inzwischen zurückerobert werden, womit sich das Chartbild insgesamt wieder deutlich aufgehellt hat. In der Folge wurde auch der 38-Tage-Durchschnitt zurückerobert, der aktuell bei 70,94 Euro verläuft, allerdings vor einem erneuten Test stehen könnte. Bei einem Unterschreiten könnte auch der 200er-Durchschnitt noch einmal in den Fokus rücken, womit die Chart-Situation durchaus Gefahren birgt. Kann sich die Aktie allerdings oberhalb ihrer Durchschnitte etablieren und das jüngste Verlaufshoch bei 72,70 Euro überqueren, könnte das Jahreshoch vom Mai bei 78,84 Euro kurzfristig durchaus wieder angesteuert werden.