Dem Goldpreis ist in diesem Jahr der nachhaltige Ausbruch über die markante Marke von 2.000 US-Dollar je Feinunze gelungen. Aktuell notiert das Edelmetall bei 2.344 Dollar, womit das Plus seit Jahresanfang bereits wieder beeindruckende 13,6 Prozent beträgt. Die Goldpreis-Rallye hat zuletzt jedoch an Schwung verloren, was daran liegen könnte, dass sich die erwartete Zinswende in den USA weiter verzögert. Rückenwind kommt aber weiterhin von den Zentralbanken. Und einer Umfrage zufolge dürfte der Rückenwind auch in den kommenden Monaten nicht nachlassen.
Der Goldpreis wird von vielen Faktoren beeinflusst. Ein wichtiger Faktor ist die Geldpolitik der Notenbanken, speziell der US-Notenbank. Hier ist vor allem das Zinsniveau wichtig, denn sind die Zinsen hoch, investieren die Marktteilnehmer ihr Kapital gerne in festverzinsliche Wertpapiere, mit denen hohe Renditen bei überschaubarem Risiko erzielt werden können. Mit einem Investment in Gold partizipieren Anleger lediglich an der Goldpreisentwicklung. Zusätzliche Erträge, wie etwa Zinszahlungen oder Dividenden lassen sich mit Gold nicht erzielen. Dementsprechend wird ein Investment in Gold attraktiver, wenn die Zinsen fallen. Der jüngste Goldpreisanstieg ging zu einem Großteil auf die Erwartungen einer Zinswende der US-Notenbank. Doch hält sich die Inflation in den USA weiterhin hartnäckig, weshalb sich eine erste Zinssenkung zeitlich immer weiter verschiebt. Dies hat dem Goldpreis zumindest in den vergangenen Wochen etwas den Wind aus den Segeln genommen.
Doch nicht immer zählt bei einem Goldinvestment ausschließlich der Rendite-Gedanke. Gold wird in unsicheren Zeiten auch gerne als sogenannter „Sicherer Hafen“ angesteuert. Der jüngste Goldpreisanstieg war auch zu einem Großteil den Goldkäufen der Zentralbanken zuzuschreiben, die ihre Goldbestände zuletzt sukzessive aufgebaut haben. Und die Zentralbanken haben durchaus andere Motive als etwa ein Privatanleger. Im ersten Quartal (Januar bis März) kauften die weltweiten Zentralbänke bereits wieder 290 Tonnen des Edelmetalls, nachdem sie 2022 und 2023 jeweils mehr als 1.000 Tonnen gekauft hatten.
Laut einer Umfrage des World Gold Council (WGC) von Mitte Februar bis Ende April unter 70 Zentralbanken seien das geringe Risiko eines Zahlungsausfalls, die Performance von Gold in Krisenzeiten, die historische Rolle von Gold, der langfristige Werterhalt, der Schutz vor Inflation sowie die hohe Liquidität die wichtigsten Motive für das Halten von Gold. 81 Prozent der befragten Zentralbanken geht davon aus, dass die Goldreserven der Zentralbanken in den kommenden zwölf Monaten weiter zulegen werden – so hoch lag der Wert seit Beginn der regelmäßigen Umfragen im Jahr 2018 noch nie. 20 der 70 befragten Zentralbanken, oder rund 29 Prozent, gaben sogar an, in den kommenden Monaten selbst als Käufer aufzutreten – auch dieser Wert war noch nie so hoch. Ein Ende der starken Goldkäufe seitens der Zentralbanken ist vorerst also nicht zu erwarten.
Mit der Zinswende in den USA – sollte sie dann irgendwann kommen – dürften die Argumente für ein Goldinvestment weiter zunehmen. Einige Analysten renommierter Investmentbanken können sich vorstellen, dass der Goldpreis 2025 auf 3.000 Dollar steigen könnte.
Charttechnisch gönnt sich der Goldpreis aktuell eine Verschnaufpause, womit sich langfristig orientierten Anlegern eine vielversprechende Einstiegsgelegenheit bieten könnte. Anfang Juni drohte der Goldpreis noch unter das Mai-Tief bei 2.280 US-Dollar zu fallen – im Tief ging es bis auf 2.286 Dollar abwärts. Ein Unterschreiten hätte das kurzfristige Chartbild etwas gravierender eingetrübt. Gleichzeitig hätte sich weiteres Korrekturpotenzial, unter Umständen sogar bis zur aktuell bei 2.109 Dollar verlaufenden 200-Tage-Linie, eröffnet. Doch der Goldpreis konnte sich stabilisieren und kratzt nun sogar wieder am aktuell bei 2.341 Dollar verlaufenden Durchschnitt der vergangenen 38 Tage. Kann der 38er-Durchschnitt überquert werden, dürfte das Rekordhoch vom 20. Mai bei 2.450 Dollar wieder in den Fokus rücken. Mit den Hochpunkten vom 7. Juni bei 2.387 Dollar und vom 12. April bei 2.431 Dollar stellen sich allerdings noch einige Hindernisse in den Weg. Spätestens das Überqueren des Mai-Hochs würde jedoch ein neues Kaufsignal generieren.