Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in seiner jüngsten Schätzung die Konjunkturperspektiven der sieben weltgrößten Volkswirtschaften für das Jahr 2023 nach oben revidiert – mit einer Ausnahme: Deutschland.
Beim internationalen Vergleich droht Deutschland auf lange Sicht der Abstieg aus der „Champions League“ der großen Volkswirtschaften. Das allgemeine Umfeld stellt sich für die deutsche Wirtschaft derzeit alles andere als vorteilhaft oder gar perspektivenreich dar. Die Gründe liegen auf der Hand: deutlich gestiegene Energiekosten, akuter Mangel an Fachkräften, zu viel Bürokratie, eine alternde Bevölkerung sowie der fortschreitende Klimawandel stellen einen ausgesprochen ungesunden Mix von Problemfaktoren dar. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die deutsche Konjunktur in den kommenden Jahren überdurchschnittlich stark entwickeln wird, tendiert somit gegen null.
Während die Weltwirtschaft laut einer aktuellen Prognose des IWF in diesem Jahr um 3,0 Prozent wachsen soll, revidierte der IWF seine bisherige Schätzung zum deutschen Wirtschaftswachstum von minus 0,1 Prozent auf minus 0,3 Prozent nach unten. Selbst in der Eurozone fallen die Wachstumsperspektiven für 2023 (+0,9 Prozent) deutlich besser als in Europas wichtigster Wirtschaft aus.
Grundsätzlich sollten Investoren das bestehende Rezessionsrisiko auf keinen Fall ignorieren und deshalb ihrem Portfolio unbedingt antizyklische bzw. konjunkturresistente Werte beimischen. Folgende Branchen werden in diesem Zusammenhang besonders häufig genannt: Lebensmittel, Energie sowie Pharma. Sie alle bedienen nämlich wichtige Grundbedürfnisse, auf die Menschen auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten kaum verzichten können.
In unsicheren Zeiten steigt unter Geldanlegern häufig das Interesse an antizyklischen Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen, die möglichst niedrige Kurs/Gewinn-Verhältnisse ausweisen und zudem üppige Dividendenrenditen bieten. Einige dieser Kriterien treffen auf den DAX-Pharmawert Fresenius SE zu, wenngleich die hohe Verschuldung und die Probleme bei der Dialysetochter FMC bislang noch nicht endgültig gelöst wurden. Doch mit dem neuen Unternehmenschef Michael Sen, der seit Oktober vergangenen Jahres den Gesundheitskonzern leitet, scheint mittlerweile das Schlimmste überstanden zu sein – zumindest deutet darauf die seither registrierte positive Performance der Aktie hin.
Sollte die bereits eingeleitete Vereinfachung der Konzernstruktur gelingen, stehen die Chancen für eine Fortsetzung bzw. Wiederaufnahme der Erfolgsstory nicht schlecht. Zur Erinnerung: Bis vor kurzem galt Fresenius dank seiner 25 Dividendenerhöhungen in Folge als „Dividenden-Aristokrat“. Mit dieser Tradition wurde angesichts der Ausschüttung einer unveränderten Dividende in diesem Jahr zwar gebrochen, in Zeiten wie diesen gibt es für Aktionäre aber sicherlich unangenehmere Entwicklungen zu ertragen.
Relativ vielversprechend sieht bei Fresenius auch die charttechnische Lage aus. Mitte Juli überwand der DAX-Wert seine im Bereich von 25 Euro verlaufende 200-Tage-Linie relativ deutlich. Dies und der Umstand, dass die langfristige Durchschnittslinie mittlerweile vom Sinkflug in den Aufwärtsmodus gewechselt ist, gilt in der Chartlehre als starkes Kaufsignal. Unter Timingaspekten wird die Luft allerdings aus zwei Gründen dünner. Erstens: Im Bereich von 29 Euro existiert eine Widerstandszone, deren Überwinden kein leichtes Unterfangen werden dürfte. Zweitens: Der Timingindikator Relative-Stärke-Index notiert derzeit oberhalb von 60 Prozent. Ab der Marke von 70 Prozent gilt eine Aktie als überkauft. Um neue chartinduzierte Käufe zu generieren, sollte der Titel die Widerstände bei 29 Euro möglichst bald und möglichst deutlich überwinden.