Die Aktien von Dialyse-Unternehmen standen gestern massiv unter Druck, nachdem der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk positive Nachrichten zu seinem Diabetesmittel Ozempic meldete. Die Papiere des weltweit führenden deutschen Anbieters von Dialyseprodukten und -dienstleistungen, Fresenius Medical Care, brachen daraufhin zeitweise so stark ein wie nie zuvor in der Unternehmensgeschichte. Der Dialysemarkt scheint vor einem Wandel zu stehen.
Die Aktien von Fresenius Medical Care (FMC), einem Anbieter von Dialyseprodukten und -dienstleistungen zur überlebensnotwendigen medizinischen Versorgung von Menschen mit chronischem und akutem Nierenversagen, stürzten gestern zweitweise um 23,95 Prozent ab und verzeichneten damit den stärksten Kurseinbruch in der Unternehmensgeschichte. Was war geschehen?
Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk hat mit Ozempic bereits seit Jahren ein Medikament zur Behandlung von Diabetes auf dem Markt. 2019 startete der Konzern mit dem Mittel eine klinische Studie zur Behandlung von Nierenversagen bei Diabetes-Patienten. Am Mittwoch hatte Novo Nordisk mitgeteilt, die Studie vorzeitig abzubrechen, denn aus einer Zwischenanalyse gehe laut Unternehmen klar hervor, dass die Behandlung erfolgreich sein würde. Für Patienten und potenziell Betroffene war dies eine gute Nachricht, denn in der Studie wurde geprüft, ob das Diabetes-Medikament, das den Wirkstoff Semaglutid enthält, das Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung verzögern und das Risiko eines Todes durch Nieren- und Herzprobleme senken könne.
Für Dialyse-Konzerne waren es hingegen schlechte Nachrichten. Speziell für den Weltmarktführer Fresenius Medical Care, der im vergangenen Geschäftsjahr gut 19,4 Milliarden Euro mit Dialyseprodukten und -dienstleistungen umgesetzt hat, mit denen Menschen mit Nierenversagen dabei geholfen wird, Giftstoffe aus dem Blut zu filtern. Denn der Dialysemarkt befindet sich im Wandel, da neue Medikamente die Bedingungen, die zu Nierenversagen führen, nachweislich verbessern können. Dazu gehören neben Ozempic etwa auch das Mittel Farxiga von Astrazeneca sowie Jardiance von Boehringer Ingelheim und Eli Lilly.
Fresenius Medical Care kam sehr schwer durch die Coronakrise und hat sich noch immer nicht vollständig erholt. Ein durchschlagender Erfolg von Ozempic dürfte für einen weiteren Rückschlag sorgen, denn das Mittel könnte den Anschluss an ein Dialysegerät zur Blutreinigung unnötig oder zumindest seltener nötig machen, was sich negativ auf die Geschäftsentwicklung bei FMC auswirken dürfte.
Trotz des gestrigen Kurseinbruchs und der daraus resultierenden optisch vielversprechend erscheinenden Bewertung der FMC-Aktie ist Vorsicht angebracht.
Charttechnisch wirkt die FMC-Aktie nach dem gestrigen Kursrutsch schwer angeschlagen. Mit dem Unterschreiten der aktuell bei 40,74 Euro verlaufenden 38-Tage-Linie hatte sich bereits in der vergangenen Woche Ungemach angedeutet. Im Tief sackte die Aktie gestern bis auf 30,16 Euro in den Keller – lediglich am 3. Januar notierte die Aktie in diesem Jahr noch tiefer. Charttechnisch interessant könnte nun das Korrekturtief vom Oktober 2022 bei 25,95 Euro werden. Ein Unterschreiten könnte zusätzlichen Verkaufsdruck erzeugen. Auf der Oberseite wurde gestern eine heftige Kurslücke aufgerissen, die erst bei 38,24 Euro wieder geschlossen würde.