Der EURO STOXX 50 Index klettert derzeit nahezu täglich auf ein neues Jahreshoch. Erst am Dienstag erreichte der häufig als Leitindex Europas bezeichnete Index bei 4.408 Punkten eine neue Jahresbestmarke. Sein Rekordhoch aus dem Jahr 2021 bei 4.415,23 Punkten ist damit zum Greifen nah.
Der EURO STOXX 50 umfasst in der Regel diejenigen 50 Titel der Eurozone, die die höchste Marktkapitalisierung, gemessen am Streubesitz, aufweisen. Die Zusammensetzung des Index wird jährlich, meist im August, überprüft und wenn nötig im September angepasst. Die dominanteste Rolle im Index spielt der französische Aktienmarkt mit derzeit 16 Werten, dicht gefolgt vom deutschen Aktienmarkt mit 15 Titeln. Die restlichen Titel kommen aus Belgien, Finnland, Irland, Italien, den Niederlanden, Spanien und Schweden.
Mit einem Anteil von etwa 30 Prozent hat die Branche Handel und Konsum die höchste Gewichtung im EURO STOXX 50. Die Branche war zuletzt maßgeblich für die gute Entwicklung verantwortlich. Speziell die Luxusgüterkonzerne trieben den Index zuletzt kräftig nach oben. Der französische Luxusgüterkonzern Moët Hennessy Louis Vuitton, oder kurz LVMH, ist stark in das neue Geschäftsjahr gestartet und steigerte seinen Umsatz im ersten Quartal auf Jahressicht um 17 Prozent auf gut 21 Milliarden Euro. Ähnlich gut lief es für den französischen Konkurrenten Hermés, der seine Erlöse auf Jahressicht sogar um 23 Prozent auf 3,38 Milliarden Euro schrauben konnte. Die Aktien beider Unternehmen gehören mit Zuwächsen von jeweils mehr als 30 Prozent seit Jahresanfang zu den stärksten Werten im Index in diesem Jahr.
Zum zweitgrößten Sektor im EURO STOXX 50 gehören mit einer Gesamtgewichtung von knapp 22 Prozent Technologieunternehmen, die den Index lange Zeit kräftig beflügelten, in den vergangenen Woche jedoch eine kleine Verschnaufpause eingelegt haben.
Stark gewichtet ist im EURO STOXX 50 auch der Finanzsektor, aktuell mit etwas mehr als 13 Prozent. Als es im März im Bankensektor turbulent zuging, hatte dies auch der EURO STOXX 50 zu spüren bekommen. Inzwischen hat sich die Lage hier jedoch erheblich entspannt und die Bankentitel konnten einen Großteil ihrer Einbußen bereits wieder aufholen. Mit der spanischen Santander Bank liefert der Sektor aktuell sogar den mit einem Zuwachs von 29 Prozent seit Jahresanfang viertbesten Wert im Index in diesem Jahr.
Die Unternehmen im EURO STOXX 50 profitierten zuletzt von der besser als erwartet verlaufenden Konjunktur in der Eurozone. Mit den wirtschaftlichen Beeinträchtigungen der Corona-Pandemie und den Verwerfungen des Krieges in der Ukraine gingen die Finanzexperten der Europäischen Union (EU) lange Zeit davon aus, dass die Wirtschaft der Eurozone spätestens 2023 in eine Rezession abrutschen würde. Doch inzwischen bewertet die EU-Kommission die Wachstumsperspektiven der Eurozone deutlich positiver. In ihrem Wintergutachten, das im Mitte Februar veröffentlicht wurde, kalkulierte die EU-Behörde für dieses Jahr ein Wachstum von 0,9 Prozent für den gesamten Euroraum. In den USA sieht die Situation aktuell etwas anders aus. Dort zeichnet sich inzwischen immer deutlicher eine kräftige Abkühlung der Wirtschaft ab – die Rezessionsgefahren nehmen zu. An den Aktienmärkten wird das Szenario – abnehmende Rezessionsgefahren im Euroraum und zunehmende Risiken in den USA – bereits seit Jahresanfang gespielt. Mit einem Zuwachs von 15,3 Prozent seit Jahresanfang verweist der EURO STOXX 50 den US-Leitindex Dow Jones, der gerade einmal um 2,2 Prozent zulegen konnte, klar in die Schranken.
Charttechnisch bietet sich aktuell zudem eine vielversprechende Situation – der EURO STOXX 50 notiert aktuell nur wenige Punkte von seinem Rekordhoch vom November 2021 bei 4.415,23 Punkten entfernt. Kann er das Hoch herausnehmen, würde ein kräftiges Kaufsignal generiert. Gleichzeit würde sich auf der Oberseite reichlich Spielraum eröffnen. Holt der EURO STOXX 50 vorher noch einmal Luft, könnte durchaus noch einmal ein Rücksetzer auf den aktuell bei 4.250 Punkten verlaufenden 38-Tage-Durchschnitt drohen. Zuvor würde sich bei 4.326 Punkten auch noch das März-Hoch in den Weg stellen.