Der Automobilindustrie droht 2023 ein schwieriges Jahr. 2022 haben die Automobilhersteller noch gut verdient. Doch die Zeit der „Traummargen“ scheint erst einmal vorbei. Bekommen die Autohersteller Schwierigkeiten, dürfte auch den Zulieferbetrieben wie Continental Probleme ins Haus stehen.
Wegen der Lockdowns aufgrund der Corona-Pandemie kam es zu Problemen in den globalen Lieferketten, was in einer ausgeprägten Materialknappheit mündete. Die Autobauer bauten weniger Fahrzeuge als geplant, das Angebot von Neufahrzeugen schrumpfte auf breiter Front. Was schließlich vom Band rollte, wurde dafür mit hohen Margen verkauft. Die in der Autobranche normalerweise üblichen Rabatt-Orgien gehörten plötzlich der Vergangenheit an.
Doch 2023 könnte mit den Traummargen Schluss sein. Wegen der hohen Inflation, den hohen Energiepreisen und der Sorge vor einer Rezession erwarten Experten wie etwa Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research in Duisburg, 2023 eine spürbare Kaufzurückhaltung der Kunden.
Aktuell sind die Auftragsbücher der Autobauer noch gut gefüllt. Doch der Überhang von Neufahrzeug-Bestellungen, der durch die gestörten Lieferketten und fehlenden Halbleitern oder anderen wichtigen Bauteilen verursacht wurde, dürfte schon bald abgearbeitet sein. Danach könnte die Aktivität an den Förderbändern deutlich nachlassen.
Probleme könnten 2023 aber möglicherweise nicht nur die Autobauer selbst bekommen, auch den Zulieferbetrieben dürften Schwierigkeiten ins Haus stehen. Einen Vorgeschmack lieferten gestern bereits die vorläufigen Zahlen des Zulieferers Continental. Dieser konnte im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 seinen Umsatz zwar um 17 Prozent auf 39,4 Milliarden Euro steigern, doch drückten Mehrkosten für Energie, Frachten und Material enorm auf die Gewinnmargen. Die um Sondereffekte bereinigte Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern lag mit voraussichtlich 5,0 Prozent rund 0,6 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Im vierten Quartal lag die Ergebnismarge sogar nur bei 4,8 Prozent. Die Börse zeigte sich enttäuscht und schickte die Aktie gestern um 2,99 Prozent in den Keller. Heute verliert das Conti-Papier sogar noch mehr und notiert im frühen Handel um 4,2 Prozent im Minus bei 63,42 Euro.
Wird 2023 das erwartet schwierige Jahr für die Automobilbranche, dürfte Continental Schwierigkeiten haben, die Gewinnmarge signifikant zu steigern. Die Kosten könnten sogar weiter steigen, da die Inflation in Deutschland und der Eurozone noch immer extrem hoch ist. Es ist eher nicht davon auszugehen, dass Continental in dem schwierigen Marktumfeld seine Preise stark anheben kann, um die Mehrkosten zu kompensieren.
Die Conti-Aktie hat eigentlich einen guten Start in das neue Börsenjahr hingelegt. Erst am Dienstag ging es bis auf 68,70 Euro aufwärts, womit das Plus seit Jahresanfang bereits mehr als 22 Prozent betrug. Inzwischen ist der Zuwachs auf 13 Prozent zusammengeschmolzen. Wird das November-Hoch bei 62,82 Euro unterschritten, könnte der aktuell bei 61,14 Euro verlaufende 200-Tage-Durchschnitt wieder in den Fokus rücken. Wird auch er unterschritten, könnte zusätzlicher Verkaufsdruck aufkommen. Bis zum Dezember-Tief bei 54,30 Euro würde sich dann nur noch die 38-Tage-Linie in den Weg stellen, die aktuell bei 59,42 Euro verläuft.