Der Zulieferer Continental wird sich künftig wieder mehr auf sein Reifengeschäft konzentrieren. Das Zuliefergeschäft für die Automobilindustrie soll abgespalten und an die Börse gebracht werden. An der Börse kommt das Vorhaben gut an.
Von einem reinen Reifenhersteller hat sich Continental in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Zuliefergiganten der Automobilindustrie entwickelt. Doch so richtig glücklich wurde der breiter aufgestellte Konzern nie. Erhoffte Synergien im zusammengekauften Autozulieferergeschäft gab es kaum. Vor allem in den vergangenen Jahren war das Zuliefergeschäft für die Autoindustrie (Automotive) eher ein Bremsklotz für den Konzern. Das Geschäft schrieb sogar lange rote Zahlen und musste vom lukrativen Reifengeschäft mitfinanziert werden. Gestern hat der Konzern beschlossen, die Automotive-Sparte wieder abzuspalten, um sich wieder auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren. Das Geschäft mit Software, Sensorik, Fahrzeugcomputern und -komponenten soll aus der Konzernstruktur herausgetrennt (Spin-off) und im September als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht werden.
Den Plänen muss auf der Hauptversammlung am 25. April zwar noch zugestimmt werden, doch gilt dies eher als Formsache, da der Großaktionär Georg Schaeffler über die Familienholding IHO rund 46 Prozent der Anteile von Continental besitzt.
Der künftige Continental-Konzern, der dann nur noch aus der Reifensparte und dem Kunststofftechnikgeschäft bestehen würde, wäre dann nicht mehr so abhängig vom Zustand der Automobilindustrie. Mit der Fokussierung auf das Kerngeschäft würde das Unternehmen laut Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle gerade in einem herausfordernden Umfeld deutlich agiler werden. Da die Reifensparte seit Jahren zweistellige Gewinnmargen erwirtschaftet, dürfte der Konzern auch erheblich profitabler werden, was sich für die Aktionäre gleich doppelt auszahlen könnte. Denn während der Konzern zuletzt zwischen 20 und 40 Prozent des Konzerngewinns als Dividende ausgeschüttet hat, sollen es künftig zwischen 40 und 60 Prozent werden.
Die Aktie hatte bereits von der Spin-off-Fantasie profitiert. Mit dem gestrigen Beschluss ging es für die Conti-Aktie aber nochmals um mehr als 2,4 Prozent auf 69,30 Euro aufwärts. Das Hoch vom 18. Februar bei 71,04 Euro, das zugleich ein 52-Wochen-Hoch markiert, ist damit wieder zum Greifen nahe. Geht es darüber, könnte neues Kaufinteresse aufkommen. Ein mögliches Anlaufziel könnte danach das Hoch vom Januar 2024 bei 78,40 Euro sein. Auf der Unterseite hat sich die aktuell bei 61,12 Euro verlaufende 200-Tage-Linie zuletzt als standfest erwiesen.