Es ist erst einige Tage her, da stürmte die Aktie des Software- und Halbleiterkonzerns Broadcom um mehr als 24 Prozent nach oben. Für Technologietitel kein ungewöhnlich starker Anstieg. Doch Broadcom gehörte bereits im Vorfeld zu den gestandenen Tech-Konzernen, und in diesen Regionen sieht man solche Anstiege eher selten. Der Kursanstieg vom 13. Dezember um 24,43 Prozent führte zu einem Anstieg der Marktkapitalisierung des Unternehmens von über 200 Milliarden US-Dollar, womit der Anstieg der sechstgrößte Tageszuwachs bei der Börsenbewertung eines US-Unternehmens aller Zeiten war. Gleichzeitig stieg Broadcom in den elitären Club von Unternehmen auf, die eine Marktkapitalisierung von mehr als eine Billion US-Dollar aufweisen. Vor Broadcom gelang dies erst sieben Unternehmen. Am zurückliegenden Montag kletterte der Wert nochmals um mehr als 11 Prozent nach oben, ehe es am Dienstag und Mittwoch leicht abwärts ging.
Hintergrund für den kräftigen Anstieg in den vergangenen Tagen waren starke Geschäftszahlen und ein optimistischer Ausblick auf die kommenden Quartale. Broadcom steigerte seinen Umsatz im vierten Quartal (endete am 3. November) im Vergleich zum Vorjahr um 51,2 Prozent auf 14,05 Milliarden US-Dollar. Der Nettogewinn kletterte um 22,7 Prozent auf 4,32 Milliarden Dollar. Während der Umsatz im Rahmen der Analystenerwartungen ausfiel, fiel der Gewinnanstieg überraschend deutlich aus. Im laufenden ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres peilt Broadcom einen Umsatz in Höhe von 14,6 Milliarden Dollar an.
Die Nachfrage nach Hochleistungs-Chips und Netzwerklösungen, die für KI-Anwendungen entscheidend sind, ist explodiert – und Broadcom hat sich hier als unverzichtbarer Anbieter positioniert. Insbesondere die Zusammenarbeit mit großen Cloud-Dienstleistern und Rechenzentrumsbetreibern scheint sich nun auszuzahlen. Hinzu kommen langfristige Trends wie der Ausbau der 5G-Infrastruktur und der steigende Bedarf an Cybersecurity-Lösungen. Broadcom ist in diesen Segmenten hervorragend aufgestellt und profitiert von einem wachsenden Markt, der noch lange nicht an seinen Grenzen angekommen ist.
Doch Broadcom ist kein reiner Halbleiterkonzern. Die Integration von Unternehmen, die Softwarelösungen für Unternehmen und IT-Infrastrukturen entwickeln, hat Broadcom geholfen, nicht nur als Hardwarelieferant wahrgenommen zu werden, sondern als Komplettanbieter für technologische Innovationen. 21,5 Milliarden Dollar oder knapp 42 Prozent steuerte im abgelaufenen Geschäftsjahr das Softwaregeschäft zum Gesamtumsatz bei. Die restlichen 30,1 Milliarden Dollar steuerte das Halbleitergeschäft bei. Für Furore sorgte allerdings das Geschäft mit Produkten, die für den KI-Einsatz vorgesehen sind. Der Bereich steuerte 12,2 Milliarden Dollar oder knapp 41 Prozent der gesamten Halbleiterumsätze bei. Und im KI-Bereich soll auch künftig die Musik spielen. Das Marktpotenzial im KI-Bereich impliziere laut einigen Marktexperten ein Wachstum der KI-bezogenen Umsätze von Broadcom um durchschnittlich 40 bis 50 Prozent in den kommenden Jahren. Auch das Softwaregeschäft könnte aufgrund herausragender Margen und Barmittelzuflüsse sowie der Unterstützung durch das Thema KI belebt werden. Für viele Analysten gehört Broadcom in den kommenden Jahren zu den Favoriten.
Die Frage, ob die jüngste Kursrally gerechtfertigt war, lässt sich anhand der jüngsten Daten mit einem klaren ‚Nein‘ beantworten. Doch dies war in den vergangenen Quartalen auch bei NVIDIA der Fall, und der Konzern hat jedes Quartal die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern klar übertroffen. Das von Analysten prognostizierte Wachstum im KI-Bereich könnte Broadcom in den kommenden Quartalen zur neuen NVIDIA machen. Der Markt hat natürlich bereits viel Fantasie vorweggenommen, doch könnte sich ein Einstieg bei Broadcom auf Dauer dennoch lohnen.
Die Aktie ist charttechnisch vor wenigen Tagen über den massiven Widerstandsbereich bei 185,05/186,42 US-Dollar nach oben ausgebrochen und hat danach den Turbo gezündet. Im Hoch ging es bis auf ein neues Rekordhoch bei 251,88 Dollar aufwärts, ehe es zuletzt wieder bis auf 223,62 Dollar abwärts ging. Ob das jüngste Ausbruchsniveau noch einmal erreicht wird, ist schwer zu sagen. Wer darauf spekulieren will, sollte aber eventuell bereits einen Fuß in die Tür stellen.