Der US-Flugzeugbauer Boeing steckt in der Krise. Wegen eines 53-tägigen Streiks seiner Belegschaft lieferte der Konzern im November lediglich 13 Maschinen aus. Die Q3-Zahlen waren schon schrecklich, doch dürften die Q4-Zahlen noch schrecklicher werden. Und dennoch gibt es Grund zur Hoffnung. Boeing wird auch in Zukunft einer der beiden wichtigsten Flugzeugbauer bleiben. Die Produktion wird nach dem Streik allmählich wieder hochgefahren. Die Kunden meiden Boeing nicht, sondern bestellen wieder. Anleger mit einem langen Atem bietet sich möglicherweise eine gute Einstiegsmöglichkeit.
Zugegeben, es ist ein noch langer Weg, bis der US-Flugzeugbauer Boeing wieder an frühere Geschäftserfolge anknüpfen wird. Das Image des Unternehmens ist nach den jüngsten Pannen und den Abstürzen zweier 737-MAX-Maschinen vor gut fünf Jahren, die das Leben von 346 Menschen forderten, stark angeknackst. Zu allem Überfluss forderten die Mitarbeiter zuletzt auch noch mehr Lohn. Mit den Gewerkschaften konnte sich Boeing erst nach einem 53-tägigen Streik einigen. Die Produktion stand in dieser Zeit größtenteils still, was zur Folge hatte, dass im November lediglich 13 Flugzeuge ausgeliefert werden konnten – im Vorjahr waren es noch 56 Maschinen.
Die Q3-Zahlen waren erschreckend – einem Umsatz von 17,84 Milliarden US-Dollar stand ein Nettoverlust von 5,76 Milliarden Dollar gegenüber. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent auf 51,3 Milliarden Dollar, während sich ein Nettoverlust in Höhe von 6,94 Milliarden Dollar angehäuft hat. Es ist zu erwarten, dass Boeing auch im laufenden vierten Quartal tiefrote Zahlen schreiben wird.
Doch es gab im dritten Quartal auch Lichtblicke, wie etwa das Auslieferungsplus im Vergleich zum Vorjahresquartal von 9 Maschinen auf insgesamt 116 Maschinen. Boeing befand sich vor dem jüngsten Streik also wieder auf dem Weg der Besserung. Und da muss der Konzern wieder hinkommen. Im November wurden zwar nur 13 Maschinen ausgeliefert, doch stand die Produktion wochenlang still und wird allmählich wieder hochgefahren. Im November gingen zudem Bruttobestellungen über 49 Maschinen ein – so viele wie im gesamten dritten Quartal. Neubestellungen sind zwar gar nicht das Problem – im Orderbuch stehen noch 5.400 Maschinen, doch zeugt der Anstieg im November vom zurückkehrenden Vertrauen in den Konzern.
Boeing ist weiterhin ein kränkelnder Patient. Und es mag noch nicht viele Gründe geben, warum man sich einen kränkelnden Patienten ins Depot legen soll. Doch sollte bedacht werden, dass der Konzern aktuell einen Börsenwert von knapp 124 Milliarden Dollar hat – vor den ganzen Problemen im Jahr 2019 war der Konzern noch mehr als 330 Milliarden Dollar wert. Anlegern bietet sich somit die Möglichkeit, einen der beiden wichtigsten Flugzeugbauer dieses Planeten günstig einzusammeln, auch wenn die Genesung des Konzerns noch einige Jahre in Anspruch nehmen könnte.
Charttechnisch hat sich die Aktie in den vergangenen drei Wochen von ihrem 2-Jahres-Tief vom November bei 137,03 US-Dollar bereits deutlich entfernt. Die nächste zu meisternde Hürde ist der aktuell bei 170,96 Dollar verlaufende 200-Tage-Durchschnitt. Mit dem Schwung einer Überquerung könnte auch die Widerstandszone zwischen 173,85 und 176,25 Dollar, die aus dem Zwischenhoch vom August 2022 und dem Zwischentief vom Oktober 2023 resultiert, attackiert werden. Danach wäre sogar wieder Platz bis zum Zwischenhoch vom 31. Juli bei 196,95 Dollar. In dieser Region befanden sich auch die jüngsten Kursziele renommierter Analystenhäuser.