In der Chemiebranche kriselt es. Der Konjunkturabschwung macht den Chemiekonzernen zu schaffen. Zumindest auf kurze Sicht gibt es wenig Hoffnung auf Besserung, was die jüngste Gewinnwarnung von Lanxess bestätigte. Die Aktie von Branchenprimus BASF konnte sich dem schwachen Marktumfeld nicht entziehen und rutschte jüngst auf neue Jahrestiefststände ab. Für langfristig denkende Investoren könnten aber bereits günstige Einstiegskurse vorliegen.
Den Chemieunternehmen geht es bereits seit längerem nicht sonderlich gut. Deutschland und die Eurozone sind im ersten Quartal in eine technische Rezession abgerutscht, was vor allem die stark von der Konjunktur abhängigen Chemieunternehmen zu spüren bekommen haben – von einer technischen Rezession wird gesprochen, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) einer Volkswirtschaft zwei Quartale in Folge geschrumpft ist.
Der Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess sorgte jüngst mit einer Gewinnwarnung für das zweite Quartal und das Gesamtjahr für Aufsehen. Der eine oder andere Experte hatte durchaus mit Gewinnwarnungen aus der Branche gerechnet, doch war für viele eher das Ausmaß der Lanxess-Warnung die große Überraschung. Lanxess hatte zu Beginn der Woche für das zweite Quartal lediglich noch ein EBITDA von 100 Millionen Euro in Aussicht gestellt und damit nur etwas mehr als halb so viel wie Analysten bisher erwartet hatten. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern nun mit einem bereinigten Ergebnis von 600 Millionen bis 650 Millionen Euro – zuvor wurden 850 Millionen bis 950 Millionen Euro angepeilt. Beunruhigt haben die Branche von allem Aussagen von Vorstandschef Matthias Zachert, der zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht die für das zweite Halbjahr erwartete Nachfragebelebung erkennen kann.
Natürlich hat die Meldung auch andere Chemieunternehmen belastet. Allen voran den Branchenprimus BASF – die BASF-Aktie stürzte jüngst bei 41,94 Euro auf ein neues Jahres-Tief ab. Es gibt auch den einen oder anderen Analysten, der in Kürze eine Anpassung der BASF-Prognosen erwartet, was allerdings schon zu einem Großteil in den Kursen eingepreist sein könnte. BASF ist zwar schwach in das neue Geschäftsjahr gestartet, hat die Analystenerwartungen im ersten Quartal jedoch übertroffen. Auch BASF hatte eine Nachfragebelebung für das zweite Halbjahr in Aussicht gestellt und im April daher seine Prognosen für das Gesamtjahr bestätigt. Demnach peilt der größte Chemiekonzern der Welt weiter einen Umsatz von 84 bis 87 Milliarden Euro an, was im besten Fall lediglich so viel wie im Vorjahr wäre. Beim operativen Ergebnis rechnet das Management mit 4,8 bis 5,4 Milliarden Euro, was bis zu 30 Prozent weniger wäre als 2022.
Für einige Analysten ist die Bewertung der zyklischen Chemieaktien im historischen Vergleich mittlerweile jedoch günstig. Daher erscheint das Chance-/Risiko-Verhältnis des Sektors positiv. Chemieunternehmen bekommen eine Konjunkturabschwung stets stark zu spüren, doch sie sind auch mit die ersten, die von einer Konjunkturbelebung profitieren. Somit könnte es sich langfristig lohnen, bei BASF bereits einen Fuß in die Tür zu stellen. Für den Fall, dass BASF seine bisherig Dividenden-Strategie fortsetzt, winkt als Trostpflaster für eine schwächere Kursentwicklung ein stattliche Dividendenrendite von aktuell beinahe 8 Prozent.
Charttechnisch hat die BASF-Aktie jüngst jedoch ein neues Verkaufssignal generiert, nachdem das März-Tief bei 45,05 Euro unterschritten wurde. In den vergangenen Tagen ging es dann auch etwas stärker bis auf 41,94 Euro abwärts, was das niedrigste Niveau seit Oktober war. Es besteht nun durchaus die Gefahr, dass da Korrekturtief vom September bei 37,90 Euro noch einmal angesteuert wird. Nur knapp darunter bei 37,36 Euro befindet sich auch das Korrekturtief aus dem Corona-Jahr, weshalb die Aktie im Bereich von 37,36 und 37,90 Euro recht solide abgesichert erscheint. Im heutigen Handel gehört die BASF-Aktie mit einem minimalen Zuwachs von 0,06 Prozent auf 42,64 Euro zu den wenigen Gewinner im DAX, der heute stark unter Druck steht. Dies könnte bereits ein Zeichen dafür sein, dass sehr viel Negatives im BASF-Aktienkurs eingepreist sein könnte. Wer noch skeptisch ist, könnte zunächst die Rückeroberung der aktuell bei 47,50 Euro verlaufenden 200-Tage-Line abwarten. Kommt es zu einer Nachfragebelebung, könnte mittel- bis langfristig das Februar-Hoch bei 54,04 Euro allmählich wieder in den Fokus rücken.