Der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) wird klar von einigen US-Unternehmen bestimmt. Doch es gibt auch Unternehmen in Europa, die sich einen Teil vom mächtig großen KI-Kuchen gesichert haben. Zu nennen ist hier in erster Linie der niederländische Chipanlagenbauer ASML. Denn ASML baut die Maschinen, mit denen die Herstellung der modernsten KI-Chips erst möglich ist. Die jüngsten Zahlen der Niederländer waren überzeugend. Vor allem der Auftragseingang macht Mut, dass der Hype noch eine Weile anhält.
Der KI-Hype scheint kein Ende zu nehmen. Immer neue Milliarden-Investitionen der großen US-Unternehmen in KI-Rechenzentren zeigen in etwa das Ausmaß des Megatrends der vergangenen Jahre. Erst vor Kurzem besiegelten der ChatGPT-Entwickler OpenAI und der Chip-Produzent AMD eine Partnerschaft, von der sich AMD Mehreinnahmen in den kommenden Jahren von mehr als 100 Milliarden US-Dollar verspricht. Die zusätzlichen Prozessoren sollen den KI-Entwickler seinem Ziel näher bringen, dringend benötigte Rechenkapazitäten aufzubauen. Hier kommt der niederländische Anlagenbauer ASML ins Spiel, denn ASML ist aktuell der einzige Anbieter von Extrem-Ultraviolett-Lithografiemaschinen (kurz EUV-Maschinen), mit denen Halbleiterhersteller komplexeste Schichten auf Chips drucken können. Kurz gesagt: Nur mit sogenannten EUV-Maschinen lassen sich die modernsten KI-Chips produzieren, weshalb der niederländische Konzern aus der KI-Welt nicht mehr wegzudenken ist.
Kein Wunder also, dass sich der niederländische Konzern derzeit kaum vor Aufträgen retten kann. Im gerade abgelaufenen dritten Quartal hat Europas größter Technologiekonzern Aufträge im Wert von 5,40 Milliarden Euro an Land gezogen, was im Vergleich zum Vorjahr mehr als einer Verdoppelung entspricht. Die Umsätze zogen im dritten Quartal auf Jahressicht jedoch nur leicht auf 7,52 Milliarden Euro an (Vorjahr 7,47 Milliarden Euro). Und auch der Gewinn legte nur leicht auf 2,13 Milliarden Euro zu. (Vorjahr 2,08 Milliarden Euro). Unter dem Strich konnte der Konzern mit dem Vorgelegten jedoch die Markterwartungen übertreffen. Der Bruttogewinn – eine genau beobachtete Kennzahl für Unternehmen in der Halbleiterindustrie – belief sich auf 3,88 Milliarden Euro, was einer Marge von 51,6 Prozent entspricht. Für das laufende vierte Quartal peilt der Konzern Erlöse zwischen 9,2 Milliarden und 9,8 Milliarden Euro und eine Bruttomarge zwischen 51 und 53 Prozent an.
Das niederländische Unternehmen hat bisher zwar noch keine Planzahlen für 2026 bekanntgegeben, doch scheinen sich Befürchtungen eines enttäuschenden Geschäftsverlaufs nicht zu bestätigen. ASML-Chef Christophe Fouquet sprach im Anschluss der Zahlenvorlage von einer positiven Dynamik bei den Investitionen in KI, die sich auf immer mehr Kunden ausweite. Der Konzern, der 2026 einen Umsatzrückgang für möglich hielt, geht inzwischen immerhin wieder von steigenden Umsätzen im kommenden Jahr aus. Spannend dürfte daher die Bilanzvorlage für das vierte Quartal und des Gesamtjahr werden. Hält die Dynamik bei den Auftragseingängen an, könnte ASML mit einer ermutigenden Prognose für 2026 überraschen.
Dass sich das Umfeld wieder gebessert hat, ist auch am Aktienkurs abzulesen – die ASML-Aktie hat seit Anfang September um fast 38 Prozent auf inzwischen 877,30 Euro zugelegt. Das Rekordhoch aus dem Jahr 2024 bei 1.021,80 Euro ist somit wieder in Reichweite gerückt. Im Oktober ging es aber bereits bis auf 905,10 Euro aufwärts. Kann die Aktie dieses Niveau erneut erreichen und sogar überqueren, stellt sich bis zum Rekordhoch kein signifikantes Hindernis mehr in den Weg. Auf der Unterseite dürfte das jüngste Verlaufstief bei 812,60 Euro im Fokus stehen. Bei einem Unterschreiten könnte die aktuell bei 764,17 Euro verlaufende 38-Tage-Linie unter Umständen wieder ein Thema werden.




