Galten Tech-Unternehmen lange Zeit als hochspekulativ, so sind einige der Großen der Branche fast schon zu sicheren Häfen geworden, in die die Anleger in schwierigen Marktphasen flüchten. Mit den Turbulenzen im Bankensektor gelangte in der jüngeren Vergangenheit ein weiterer Belastungsfaktor an die Finanzmärkte und es wurde wieder deutlich volatiler. In diesem Umfeld erstaunlich, kletterte die Aktie des größten börsennotierten Unternehmens der Welt gestern auf ein neues 6-Monats-Hoch — die Rede ist von der Apple-Aktie.
So ganz verwundert die gute Vorstellung selbst in schwierigen Marktphasen nicht, denn der iPhone-Produzent erzielte im vergangenen Geschäftsjahr allein nahezu so viel Gewinn wie alle 40 DAX-Unternehmen zusammen. Natürlich gingen die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg sowie die Material- und Lieferengpässe auch am US-Tech-Riesen nicht spurlos vorbei, doch aufgrund seiner Marktmacht und seiner finanziell starken Aufstellung kann er solche Phasen einfach viel besser überstehen.
Im vergangenen Quartal per Ende Dezember – bei Apple das erste Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 – bekam der US-Konzern den corona-bedingten wirtschaftlichen Stillstand im wohl wichtigsten Absatzmarkt China zu spüren. Apple musste einen Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr von etwa 5,5 Prozent auf 117,2 Milliarden US-Dollar und einen Gewinnrückgang von gut 13,4 Prozent auf 30 Milliarden Dollar hinnehmen.
Doch klammert man die Schwierigkeiten in China mal aus, lief es für Apple im vergangenen Quartal gar nicht so schlecht. Apple bietet seine Dienstleistungen inzwischen auf mehr als 2 Milliarden aktiven Geräten an. Dementsprechend kletterte der Umsatz in der Sparte „Services“ trotz erheblicher Lieferengpässen auf einen Allzeitrekord von 20,8 Milliarden Dollar. Apple generierte im vergangenen Quartal einen operativen Cashflow von 34 Milliarden Dollar. Man kann fast schon sagen, dass Apple gar nicht weiß, wohin mit dem ganzen Geld. Daher kauft der Konzern seit Jahren im großen Stil eigene Aktien zurück. So hat Apple allein in den letzten zehn Jahren unglaubliche 548,8 Milliarden Dollar für den Rückkauf eigener Aktien ausgegeben. Die Aktienrückkäufe dürften einer der Gründe gewesen sein, warum sich die Apple-Aktie in den vergangenen Zehn Jahren nahezu verzehnfacht hat.
Das neue Geschäftsjahr fing zwar etwas holprig an, doch könnte es schon bald wieder deutlich besser laufen, denn die Nachfrage nach dem iPhone – nach wie vor das wichtigste Produkt des Konzerns – zog zuletzt wieder kräftig an. Vor allem in China, wo die Regierung zu Beginn des Jahres nahezu sämtliche Corona-Beschränkungen aufhob und die Wirtschaft damit wieder öffnete. Die Analysten von Wedbush sprechen in ihrer neuesten Studie sogar von einem iPhone-Boom, den Apple in den kommenden Monaten in China zu erwarten haben könnte.
Charttechnisch hat die Aktie in den vergangenen Tagen einen Angriff auf die Hochpunkte vom Oktober und Februar bei 157,50 respektive 157,38 US-Dollar gestartet. Gestern ging es im Hoch sogar bis auf 162,14 Dollar aufwärts, womit ein neues 6-Monats-Hoch erreicht wurde. Doch der Ausbruch nach oben muss noch bestätigt werden, denn gestern im Anschluss an die US-Zinsentscheidung gab die Apple-Aktie wieder nach und konnte sich bei 157,83 Dollar nur knapp oberhalb des Ausbruchsniveau in den Feierabend retten. Kann der Ausbruch bestätigt werden, würde sich zunächst Kurspotenzial bis zum August-Hoch bei 176,15 Dollar eröffnen. Das Allzeithoch vom Januar 2022 bei 182,88 Dollar wäre danach auch nicht mehr weit. Auf der Unterseite hat sich die Aktie zuletzt etwas Luft verschafft. Das Chartbild würde sich erst wieder etwas gravierender eintrüben, wenn die gleitenden Durchschnitte der vergangenen 50 respektive 200 Tage, die sich aktuell bei etwa 147,80 Dollar kreuzen, unterschritten werden.