Der Chipentwickler Advanced Micro Devices, kurz AMD, legte am Dienstagabend gute Geschäftszahlen für das zweite Quartal vor und sorgte damit für Erleichterung im gesamten Tech-Sektor. Vor allem das Segment „Data Center“, das die KI-Produkte von AMD beinhaltet, entwickelte sich erstaunlich gut. Die Sorgen am Markt, dass der jüngste KI-Hype möglicherweise überzogen war, sind damit wieder etwas verflogen. Allerdings trugen nicht alle Geschäftsbereiche zur insgesamt guten Geschäftsentwicklung bei. Die Entwicklung im eigentlichen Hauptsegment gibt durchaus Grund zur Sorge.
Der Chipkonzern AMD fasst allmählich Fuß im vom großen Konkurrenten NVIDIA dominierten Geschäft mit KI-Chips. Die AMD-Zahlen für das Ende Juni abgelaufene zweite Quartal des Geschäftsjahres 2024 lesen sich insgesamt zwar eher unspektakulär – der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 8,9 Prozent auf 5,36 Milliarden US-Dollar, während der bereinigte operative Gewinn um 18,4 Prozent auf 1,26 Milliarden Dollar kletterte –, doch erzielte der Konzern im Segment „Data Center“, das die KI-Produkte von AMD beinhaltet, ein erstaunliches Umsatzplus von 115 Prozent auf 2,84 Milliarden Dollar. Dies sorgte am Markt für sehr viel Fantasie. AMD erzielte mit seinen KI-Chips mit der Bezeichnung MI300 erstmals einen Quartalsumsatz von einer Milliarde Dollar. Für das laufende Jahr stellte AMD-Chefin Lisa Su nun Erlöse mit seinen KI-Chips von 4,5 Milliarden Dollar in Aussicht – 500 Millionen Dollar mehr als zuvor erwartet.
Mit den Zahlen blieb die KI-Fantasie bei AMD am Leben. Zwar ist der Abstand zum KI-Gigant NVIDIA noch riesengroß – NVIDIA erzielte im Segment „Data Center“ zuletzt einen Quartalsumsatz von 22,6 Milliarden Dollar –, doch ist AMD inzwischen die klare Nummer zwei im Geschäft mit KI-Chips. Allerdings kam die Entwicklung in anderen Geschäftsbereichen nicht ganz so gut an. So ist das Geschäft im Segment „Gaming“ im zweiten Quartal förmlich eingebrochen. War der Geschäftsbereich im zweiten Quartal des Vorjahres mit einem Umsatz von 1,58 Milliarden Dollar noch der umsatzstärkste, so war das Segment im gerade abgelaufenen Quartal mit einem Umsatz von 648 Millionen Dollar (minus 59 Prozent) sogar das schwächste der vier Geschäftssegmente. Das neue Hauptgeschäftsfeld ist nun der Bereich „Data Center“ mit einem Umsatzanteil von knapp 49 Prozent.
Im „Gaming“-Bereich machte sich die schwache Nachfrage nach Radeon-Grafikkarten, die nicht KI-tauglich sind, negativ bemerkbar. Zudem schmerzte, dass die Chips für Spielekonsolen, früher einmal der Stabilisator schwacher Geschäftszahlen, derzeit einfach keine Impulse mehr setzen können – die Luft aus der aktuellen Konsolen-Generation scheint irgendwie raus zu sein. Der Umsatzanstieg im „Data Center“-Bereich konnte die schwache Entwicklung im „Gaming“-Bereich im vergangenen Quartal mehr als ausgleichen. Probleme könnte es für AMD dann jedoch geben, wenn die KI-Umsätze einbrechen sollten, was sich aktuell allerdings nicht unbedingt abzeichnet. Auch hofft der Markt auf die nächste Spielekonsolen-Generation, beziehungsweise auf die nächste Stufe der aktuellen Spielekonsolen-Generation. So müsste etwa die kommende PlayStation 5 Pro diesen Geschäftszweig wieder etwas beleben können.
Die Aussichten für AMD sind trotz der schwachen Entwicklung im „Gaming“-Bereich recht vielversprechend. Auch weil noch im laufenden dritten Quartal die neue Prozessoren-Generation „Zen 5“ auf den Markt kommt, welche AMD sogar zeitgleich fürs Desktop- wie Mobile-Segment lanciert. Wahrscheinlich wegen dieses Effekts gibt AMD für das laufende dritte Quartal auch eine Umsatz-Erwartung von immerhin 6,7 Milliarden Dollar (plus/minus 300 Millionen Dollar) an, was bei punktgenauem Erreichen den bisherigen Umsatzrekord aus dem zweiten Quartal 2022 von 6,55 Milliarden Dollar überbieten würde.
Die AMD-Aktie sprang nach den Zahlen zunächst kräftig an und rückte zwischenzeitlich um knapp 11 Prozent auf 153,60 Dollar vor, ehe Gewinnmitnahmen einsetzten. Am Ende des gestrigen Handels blieb ein Zugewinn von 6,04 Dollar oder 4,36 Prozent auf 144,48 Dollar übrig. Mit dem aktuell bei 154,07 Dollar verlaufenden 200-Tage-Durchschnitt und dem aktuell bei 161,87 Dollar verlaufenden 50-Tage-Durchschnitt stellen sich der Aktie auf der Oberseite zunächst zwei hartnäckige Hindernisse in den Weg. Können diese jedoch gemeistert werden, könnte das Juli-Hoch bei 187,28 Dollar wieder angesteuert werden. Auf der Unterseite dürften das jüngste Verlaufstief bei 134,05 Dollar sowie das Hoch vom Juni 2023 bei 132,83 Dollar im Fokus stehen.