Die US-Börsen befanden sich zuletzt im Höhenflug. Vor allem die Aktien von Tech-Konzernen waren gefragt – zahlreiche Werte kletterten fast täglich auf neue Rekordhöhen. Der eine oder andere Anleger hatte jedoch Bedenken hinsichtlich der vergleichsweise hohen Bewertung vieler Werte. Auch die Alphabet-Papiere stießen zuletzt in neue Regionen vor und ließen zumindest Befürchtungen aufkommen, hier könnte eine Übertreibung nach oben vorliegen. Doch die Zahlen, die die Google-Mutter gestern nach US-Börsenschluss vorgelegt hat, waren überaus beeindruckend.
Schaut man sich die Entwicklung der Alphabet-Aktie an, kann einem fast schwindelig werden. Seit April kennt die Aktie der Google-Mutter eigentlich nur eine Richtung: nach oben. Vom Korrekturtief im April bei 142,66 US-Dollar hat sich das Papier in den vergangenen Monaten stetig nach oben bewegt und erreichte gestern bei 275,97 Dollar abermals ein neues Rekordhoch. Der Konzern hat inzwischen eine Börsenbewertung von 3,32 Billionen Dollar erreicht. Zum Vergleich: Alle 40 Unternehmen im deutschen Leitindex DAX kommen zusammen auf eine Marktkapitalisierung von umgerechnet etwa 2,2 Billionen Dollar.
Gestern Abend nach US-Börsenschluss hat der Konzern seine Zahlen für das kürzlich abgelaufene dritte Quartal veröffentlicht und die hohen Erwartungen des Marktes bei vielen Kennzahlen sogar noch deutlich übertroffen.
Erstmals in der Unternehmenshistorie hat der Konzern in den Monaten Juli bis September einen Quartalsumsatz von mehr als 100 Milliarden US-Dollar erzielt. Die Gesamterlöse stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent auf 102,3 Milliarden Dollar. Der Markt hatte im Konsens Erlöse von knapp unter 100 Milliarden Dollar erwartet. Der Nettogewinn stieg sogar um 33 Prozent auf 34,98 Milliarden Dollar, obwohl der Konzern im September eine EU-Kartellstrafe von 3,45 Milliarden US-Dollar aufbringen musste. Auch hier wurden die Markterwartungen klar übertroffen.
Häufig steckt jedoch der Teufel im Detail. Bei Alphabet ist das Gegenteil der Fall. Der Umsatz im besonders beobachteten Cloud-Geschäft wuchs um 34 Prozent auf 15,15 Milliarden Dollar und erreichte ebenfalls einen neuen Rekord. Dieser Geschäftsbereich profitiert stark vom anhaltenden Boom der Künstlichen Intelligenz (KI).
Wichtigster Geschäftsbereich ist aber weiterhin das Werbegeschäft. Hier stiegen die Erlöse um 13 Prozent auf 74,18 Milliarden Dollar. Getrieben wurde das Ergebnis von einem kräftigen Zuwachs bei der Google-Suche – hier wuchsen die Erlöse um 15 Prozent auf 56,56 Milliarden Dollar. Werbung über YouTube spielte 10,26 Milliarden Dollar ein, was ebenfalls ein Plus von 15 Prozent bedeutet.
Doch der Konzern will sich nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern will weiter stark wachsen. Um das Cloud-Wachstum weiter zu unterstützen, hat Alphabet seine Investitionspläne ausgeweitet. Für das Jahr 2025 werden nun Investitionen von bis zu 93 Milliarden Dollar erwartet, die vor allem in den Ausbau von Rechenzentren fließen sollen. Eine genaue Zahl für kommendes Jahr nannte Google nicht, doch ist ein „signifikanter Anstieg“ geplant.
Den Marktteilnehmern hat das Vorgelegte scheinbar gut gefallen – die Aktie stieg im nachbörslichen Handel kräftig an und notiert im vorbörslichen Handel aktuell um 20,56 Dollar oder 7,47 Prozent höher bei 295,73 Dollar.
Startet die Aktie heute Nachmittag auf diesem Niveau in den US-Handel, wächst das Plus seit Jahresanfang auf über 55 Prozent an. Vom Korrekturtief im April bei 142,66 Dollar hätte sich die Aktie dann sogar mehr als verdoppelt. Auf der Oberseite scheint der Aktie in einem freundlichen Marktumfeld kaum Grenzen gesetzt zu sein. Ein erstes Kursziel dürfte die runde 300-Dollar-Marke sein. Damit das Unternehmen nach NVIDIA, Microsoft und Apple als erst viertes Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 4 Billionen Dollar erreicht, müsste die Aktie auf etwa 331 Dollar steigen. Auf der Unterseite sollte das September-Hoch bei 256,70 Dollar eine solide Unterstützung darstellen. Dass der aktuell bei 241,20 Dollar verlaufenden 50-Tage-Durchschnitt bald wieder ein Thema werden könnte, ist aktuell schwer zu glauben.




