Der KI-Hype hat inzwischen etwas nachgelassen. Bei vielen Unternehmen, speziell in den USA, sorgten die Geschäfte mit Künstlicher Intelligenz (KI) zuletzt zwar für einen kräftigen Schub bei Umsatz und Gewinn, doch explodieren angesichts hoher Investitionen in die neue Technologie auch die Kosten. Für einen kleinen Schock sorgte zuletzt die Facebook-Mutter Meta Platforms. Zwar legte der Konzern starke Quartalszahlen vor, doch kam der Ausblick wegen explodierender Kosten nicht ganz so gut an. Jüngst legte auch die Google-Mutter Alphabet starke Zahlen vor. Trotz steigender Kosten reagierte der Markt allerdings deutlich entspannter und hievte die Alphabet-Aktien auf neue Rekordhöhen.
Getrieben von einem anziehenden Werbegeschäft konnte die Google-Mutter Alphabet ihren Umsatz im abgelaufenen ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024 im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 80,5 Milliarden US-Dollar steigern. Das war deutlich mehr, als die Analysten im Konsens erwartet hatten. Auch der Nettogewinn konnte mit einem Anstieg von 57 Prozent auf 23,7 Milliarden Dollar mehr als überzeugen.
Auf zwei Kennzahlen schaute der Markt dabei ganz besonders. Zum einen waren es die Einnahmen aus dem Geschäft mit Online-Werbung, die im vergangenen Quartal um 13 Prozent auf 61,7 Milliarden Dollar anstiegen und damit überzeugten. Noch wichtiger war für den Markt jedoch das Cloud-Wachstum. Die Cloud-Sparte, auf deren Rechnern die Google-KI „Gemini“ läuft, wuchs im ersten Quartal um 28 Prozent auf 9,57 Milliarden Dollar. Der operative Gewinn konnte hier sogar auf 900 Millionen Dollar mehr als vervierfacht werden. Es sei ermutigend, dass Anwender bei der Internet-Suche immer häufiger die Unterstützung von KI in Anspruch nähmen, sagte Alphabet-Chef Sundar Pichai. Beeindruckend war auch das Wachstum der Videoplattform Youtube – hier wuchsen die Einnahmen im Jahresvergleich um 21 Prozent auf 8,1 Milliarden Dollar.
Bei der Bilanzvorlage überraschte Alphabet zudem mit der Ankündigung, im Juni erstmals eine Dividende auszahlen zu wollen. Diese beträgt zwar „nur“ 20 US-Cent je Aktie, doch kam die Meldung am Markt sehr gut an. Künftig will Alphabet vierteljährlich eine Dividende ausschütten. Die stärkere Gewinnbeteiligung für die Anleger erfolgt jedoch höchstwahrscheinlich über ein weiteres Aktienrückkaufprogramm über 70 Milliarden Dollar. Der Konzern kann es sich leisten: Ende März verfügte er über Bar- und bar-ähnlichen Rücklagen in Höhe von 108 Milliarden Dollar.
Während die Aktien von Meta Platforms wegen der explodierenden Investitionen in KI-Aktivitäten abgestraft wurden, blieb der Markt bei Alphabet etwas entspannter. Aber auch bei Alphabet haben sich die Kosten in diesem Bereich im vergangenen Quartal auf rund 12 Milliarden Dollar in etwa verdoppelt.
Bei aller Euphorie in Sachen KI gibt es allerdings noch einige Fragezeichen. Unternehmen wie Alphabet wollen mit milliardenschweren Investitionen in KI-Programmen, die Texte und Bilder generieren können, neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen. Skeptiker befürchten, dass das Werbegeschäft, das stark von Suchanzeigen abhängt, wegbrechen könnte, sollten immer mehr Menschen KI-basierte Chatbots nutzen, um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.
Der Markt honorierte die jüngsten Zahlen mit einem Kursfeuerwerk – die Alphabet-Aktie stürmte am Tag nach der Bilanzvorlage zwischenzeitlich um gut 12 Prozent auf einen neuen Bestwert von 176,42 US-Dollar nach oben. Beim Börsenwert überholte Alphabet sogar den Onlinehändler Amazon und ist mit einem Börsenwert von aktuell mehr als 2 Billionen Dollar inzwischen das viertgrößte Unternehmen in den USA. In den vergangenen Tagen kam es zwar zu Gewinnmitnahmen, doch könnten sich diese als gute Einstiegsgelegenheit erweisen. Nicht wenige Analysten halten Kurse von 200 Dollar oder mehr für die Alphabet-Aktie für möglich. Charttechnisch könnte es zunächst noch bis auf das Hoch vom 12. April bei 161,70 Dollar abwärts gehen – zwischen 164,50 und 161,70 Dollar wurde noch nie ein Kurs gebildet, was am Markt nicht allzu gern gesehen wird. Auch ein Schließen der Kurslücke vom 26. April erscheint möglich, was bei einem Rücksetzer auf 158,28 Dollar geschehen würde.