Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus hat das Geschäftsjahr 2022 trotz eines schwierigen Umfelds besser als gedacht abgeschlossen. Wegen Lieferkettenproblemen hatte der Konzern seine Prognosen für das Gesamtjahr im Sommer allerdings senken müssen. Im Dezember musste Airbus sogar nochmals nachjustieren. 2023 dürfte es für die gesamte Branche wieder etwas besser laufen. Allerdings musste Airbus seine ehrgeizigen Wachstumsziele zeitlich etwas nach hinten verschieben.
Airbus steigerte seinen Umsatz im vierten Quartal (Oktober bis Dezember) im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent auf 20,6 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte sogar um 43 Prozent auf 2,15 Milliarden Euro zu. Damit konnte der weltgrößte Flugzeugbauer die durchschnittlichen Analystenerwartungen, die einen Umsatz von 20,4 Milliarden Euro und ein EBIT von 1,9 Milliarden Euro vorsahen, übertreffen.
Auch die Jahreszahlen wirken auf dem ersten Blick ermutigend – der Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf 58,8 Milliarden Euro, während das bereinigte EBIT um 16 Prozent auf 5,63 Milliarden Euro kletterte. Doch das Jahr 2021 war corona-bedingt ein überaus schwaches Jahr. Viele Fluggesellschaften legten ihre langfristige Flottenplanung auf Eis oder gaben sie komplett auf. Airbus konnte 2021 lediglich 611 Flugzeuge an seine Kunden ausliefern, nach 566 Auslieferungen in 2020. Ein Jahr zuvor lieferte Airbus noch 863 Flugzeuge aus. 2022 lief zwar wieder etwas besser, doch blieb Airbus mit 661 Auslieferungen weit unter den zuvor prognostizierten 720 Auslieferungen.
Diese peilt der Konzern nun für 2023 an. Das bereinigte EBIT soll auf 6,0 Milliarden Euro steigen. Die Branche erholt sich somit weiterhin nur langsam, weshalb der Konzern seine langfristigen Wachstumsziele zeitlich etwas nach hinten verschieben musste. Ursprünglich plante Airbus, bis 2025 allein 75 Maschinen der Modellfamilie A320 pro Monat zu produzieren. Dieses Ziel wird sich angesichts der anhaltenden Lieferkettenprobleme voraussichtlich um ein Jahr auf 2026 verschieben. Das Zwischenziel von 65 Maschinen pro Monat verschiebt sich auf Ende 2024. Im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr lieferte Airbus im Schnitt 43 Maschinen des Typs A320 aus.
Dass Airbus seine Ziele zuletzt nicht erreichte oder nach hinten verschieben musste, lag aber weniger an fehlenden Aufträgen als vielmehr an den gestörten Lieferketten. Denn die Auftragsbücher sind weiterhin prall gefüllt – der Auftragsbestand lag Ende 2022 bei 7.239 Flugzeugbestellungen. Und die Fluggesellschaft Air India bestellte gestern weitere 250 Flugzeuge bei Airbus. Für Airbus wäre es somit wichtig, dass die Lieferketten alsbald wieder reibungslos funktionieren. Zweistellige Wachstumsraten bei Umsatz, Auslieferungen und Gewinn dürften dann in den kommenden Jahren eher die Regel als die Ausnahme werden.
Charttechnisch sieht die Airbus-Aktie recht vielversprechend aus. Die Airbus-Zahlen wurden vom Markt gut aufgenommen – die Aktie klettert im frühen Handel um 3,84 Euro oder 3,18 Prozent auf 122,88 Euro nach oben. Damit scheint der Ausbruch über die massive Widerstandszone zwischen 120,92 und 122,00 Euro geglückt. Kann sich die Aktie zum Handelsschluss oberhalb der Barriere behaupten, würde ein kräftiges Kaufsignal generiert. Gleichzeitig wäre der Weg bis zum Rekordhoch vom Januar 2020 bei 139,40 Euro nahezu unverbaut.