Die Aktie des europäischen Flugzeugbauers Airbus gewinnt immer weiter an Höhe – an der Pariser Börse erreichte sie heute im frühen Handel erstmals in der Geschichte die Marke von 170 Euro. Für den Höhenflug gibt es zahlreiche Gründe. Zum einen laufen die Geschäfte bei Airbus überaus gut. Und die Aussichten für die kommenden Jahre, wenn nicht sogar für das kommende Jahrzehnt, sind ebenfalls vielversprechend. Gleichzeitig reißen die schlechten Nachrichten beim US-Konkurrenten Boeing nicht ab.
Die Airbus-Aktie kennt derzeit kein Halten mehr und klettert nahezu täglich auf neue Rekordhöhen – überquerte sie am 14. März erstmals in der Geschichte die Marke von 160 Euro, so ging es eine Woche später bereits erstmals über die Marke von 170 Euro. Das Plus seit Jahresanfang beträgt bereits mehr als 20 Prozent. Geholfen hat in den vergangenen Tagen ein überaus freundlicher Analystenkommentar.
Übergeordnet reagiert der Markt jedoch auf die gute Geschäftsentwicklung beim europäischen Flugzeugbauer. Dank eines rasanten Endspurts lieferte der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 insgesamt 735 Maschinen aus und erreichte damit klar sein selbst gestecktes Ziel, das die Auslieferung von 720 Maschinen vorsah. Im Vorjahr lieferte Airbus 661 Maschinen aus. Die Erlöse kletterten im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent auf 65,45 Milliarden Euro. Betrachtet man nur das Flugzeuggeschäft, konnten die Umsätze hier sogar um 15 Prozent auf 47,76 Milliarden Euro gesteigert werden. Im abgelaufenen Jahr erzielte Airbus einen bereinigten operativen Gewinn von 5,8 Milliarden Euro – 4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Überschuss ging wegen hoher Sonderbelastungen in der Rüstungs- und Raumfahrtsparte allerdings um 11 Prozent auf 3,79 Milliarden Euro zurück.
Den Cash-Bestand konnte Airbus um 14 Prozent auf 10,73 Milliarden Euro erhöhen. Airbus hat die relativ teure Übernahme der Cybersicherheits- und Datensparte des französischen IT-Dienstleisters Atos abgeblasen, was die Fantasie für eine höhere Dividenden oder umfangreiche Aktienrückkaufprogramme befeuern dürfte . Bereits für 2023 zahlte der Konzern zur normalen Dividende in Höhe von 1,80 Euro je Aktie eine Sonderdividende in Höhe von 1,00 Euro je Anteilsschein.
Solange keine neuen Lieferengpässe drohen, dürfte das Wachstum auch in den kommenden Jahren anhalten. Airbus zog im vergangenen Jahr insgesamt 2.319 Aufträge an Land. Abzüglich von Stornierungen blieb ein Auftragszuwachs von 2.094 Maschinen – ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 155 Prozent. Der gesamte Auftragsbestand ist damit auf 8.598 Maschinen gewachsen. Selbst wenn keine neuen Aufträge mehr an Land gezogen würden, bräuchte Airbus gut ein Jahrzehnt, um den Auftragsbestand abzuarbeiten. 2024 will Airbus 800 Flugzeuge an seine Kunden ausliefern.
Die Airbus-Aktie profitierte zuletzt aber auch von den Problemen des US-Konkurrenten Boeing. Nach einem Vorfall im Januar, als sich bei einer fast neuen Boeing-Maschine ein Teil des Rumpfes während des Steigfluges gelöst hatte, ordnete die amerikanische Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) eine umfangreiche Prüfung der Produktions- und Sicherheitsabläufe bei Boeing an. Und das Ergebnis der Tests fiel erschreckend aus – 33 von 89 Tests wurden nicht bestanden. Boeing verspielt immer das Vertrauen der Marktteilnehmer und – noch weitaus schlimmer – das der Airlines, was dem europäischen Konkurrenten Airbus zugutekommt.
Charttechnisch befindet sich die Airbus-Aktie im Steigflug und erreichte heute früh bei 170,20 Euro ein neues Rekordhoch. Luft nach oben ist nach Meinung einiger Analysten aber noch vorhanden. Für Furore sorgte jüngst die Studie einer renommierten Bank, die der Aktie noch Kurspotenzial bis 192 Euro zuspricht. Aktuell liegt aber bereits eine deutlich überkaufte Marktphase vor, weshalb jederzeit mit Gewinnmitnahmen zu rechnen ist. Eine erste signifikante Unterstützung würde erst am aktuell bei 153,36 Euro verlaufenden 38-Tage-Durchschnitt auftauchen, ehe das Februar-Hoch bei 152,30 Euro in den Fokus rücken würde.