Der Sportartikelhersteller adidas arbeitet sich aus der Krise. Das dritte Quartal verlief etwas besser als erwartet, was den Konzern auch dazu animierte, seine mehrfach gesenkten Jahresziele wieder leicht anzuheben. Insgesamt hat adidas aber noch einen weiten Weg zu gehen, um wieder dahin zu kommen, wo der Konzern einmal war. 2024 könnte es weiter aufwärts gehen – mit der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland und den olympischen Sommerspielen in Frankreich stehen wichtige Sportereignisse an, die für einen Schub sorgen könnten.
Nach dem zwischenzeitlichen Hype während der Corona-Pandemie kehrte beim Sportartikelhersteller adidas schnell Ernüchterung ein. Das wichtige China-Geschäft brach wegen der strikten Null-Covid-Politik der chinesischen Regierung kräftig ein. Zudem zog sich der Konzern nach dem Einmarsch russischer Soldaten in die Ukraine komplett aus dem Russland-Geschäft zurück. Die hohe Inflation sorgte für einen kräftigen Nachfragerückgang. Die Bestände in den Lagern füllten sich und lassen sich weiterhin nur sehr langsam abbauen. Und zu allem Überfluss ging die wichtigste Partnerschaft mit dem US-Rapper Kanye West in die Brüche.
Für den adidas-Vorstand war Anfang 2023 daher die Zeit reif für einen Wechsel an der Spitze – der Däne Kasper Rorsted wurde durch den Norweger Bjørn Gulden ersetzt. Seither geht es wieder leicht bergauf. Doch Gulden stand erst einmal vor einer schwierigen Aufgabe. Im Oktober 2022 hatte der Sportartikelhersteller die Zusammenarbeit mit Kanye West nach antisemitischen Äußerungen des US-Rappers mit sofortiger Wirkung beendet. 2020 erzielte adidas mit der gemeinsam entwickelten Produktlinie „Yeezy“ 1,7 Milliarden US-Dollar Umsatz. Das Loch zu stopfen war angesichts der weiteren Probleme nicht leicht. Als Problem entwickelten sich für die gesamte Branche auch die hohen Lagerbestände, die selbst mit hohen Rabatten nur sehr langsam abgebaut werden können. Zu Beginn des Jahres schockte adidas daher den Markt und gab eine kräftige Gewinnwarnung heraus – der Konzern stellte für 2023 einen währungsbereinigten Umsatzrückgang im hohen einstelligen Prozentbereich sowie eine negatives Betriebsergebnis in Höhe von 700 Millionen Euro in Aussicht. Ganz so schlimm sieht es inzwischen aber nicht mehr aus. Nach neun Monaten rechnet der Konzern lediglich noch mit einem währungsbereinigten Umsatzrückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich und einem geringen negativen Betriebsergebnis von 100 Millionen Euro.
Im dritten Quartal ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar um 6,4 Prozent auf 6 Milliarden Euro zurück, doch stand währungsbereinigt ein Umsatzanstieg von 1 Prozent zu Buche. Mit Ausnahme von Nordamerika verzeichnete der Sportartikelhersteller in allen Regionen Zuwächse. Der Umsatz wurde im dritten Quartal durch den Verkauf von Teilen des verbliebenen Yeezy-Bestands beeinflusst. Der zweite Abverkauf generierte im dritten Quartal einen Umsatz von rund 350 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten des Jahres konnte adidas seine Lagerbestände um 1,1 Milliarden Euro abbauen. Mit 4,8 Milliarden Euro liegen die Vorräte per Ende September um 23 Prozent unter dem Wert des Vorjahres, womit der Abbau nach Unternehmensangaben etwas schneller voranschreitet als erwartet. Für das laufende vierte Quartal hat sich der Sportartikelhersteller vorgenommen, sich weiter auf seine Prioritäten zu konzentrieren und somit die Voraussetzungen für ein besseres Jahr 2024 und erfolgreiche Jahre 2025 und 2026 zu schaffen.
Wie 2024 verlaufen wird, lässt sich angesichts weiterhin erhöhter Rezessionsrisiken in Nordamerika und Europa sowie Unsicherheiten hinsichtlich der Erholung in China schwer einzuschätzen. Hinzu gesellen sich noch geopolitische Spannungen. Doch 2024 könnte ein Super-Sportjahr werden. In Deutschland findet im Sommer die Fußball-Europameisterschaft der Männer statt. Wenig später finden in Frankreich die Olympischen Sommerspiele statt. Solche Sport-Großereignisse sorgen häufig für einen kräftigen Schub bei den Sportartikelherstellern.
Der weltweite Umsatz der Halbleiterbranche schrammte 2022 mit 599,6 Milliarden US-Dollar nur hauchdünn an der 600-Milliarden-Dollar-Grenze vorbei. Zwar war dies erneut ein Rekordumsatz, doch wurde das Vorjahresergebnis nur um 0,2 Prozent übertroffen. Hört sich zwar immer noch gut an, doch prognostizierten die Analysten der Branche nach dem Boomjahr 2021 zunächst einen weiteren Umsatzanstieg auf 675 Milliarden Dollar. Doch es kam alles anders. Probleme wie etwa Lieferengpässe und Materialknappheit sorgten für Ernüchterung. Zwar konnten einige der Probleme inzwischen beseitigt werden, doch sind die Aussichten für die erfolgsverwöhnte Branche noch immer nicht famos. Das US-Marktforschungsunternehmen Gartner prognostiziert der Branche 2023 einen prozentual zweistelligen Umsatzrückgang.
Vor diesem Hintergrund waren die Zahlen, die der Neubiberger Chip-Produzent Infineon gestern veröffentlichte, überaus beeindruckend. Infineon legte gestern seine Zahlen für das im September abgeschlossene Geschäftsjahr 2022/23 vor und konnte – gemessen an der Marktreaktion – mehr als überzeugen. Der Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahr um 14,7 Prozent auf 16,3 Milliarden Euro und erreichte damit einen neuen Rekordwert. Das Segmentergebnis übertraf den Wert des Vorjahres sogar um 30 Prozent und erreichte mit 4,4 Milliarden Euro ebenfalls einen historischen Bestwert. Die vielbeachtete Segmentergebnis-Marge kletterte von 23,8 Prozent auf beeindruckende 27,0 Prozent. Der gestrige Anstieg der Infineon-Aktie um beinahe 10 Prozent erscheint auf den ersten Blick somit durchaus gerechtfertigt.
Für Rückenwind sorgt weiterhin die Automobilbranche, die sich inzwischen für rund 52 Prozent der Infineon-Umsätze verantwortlich zeichnet. Beim operativen Gewinn trug die Sparte im abgeschlossenen Geschäftsjahr sogar gut 60 Prozent zum Ergebnis bei. Infineon profitiert davon, dass immer mehr Halbleiter in die Fahrzeuge eingebaut werden. Das liegt zum einen an den steigenden Absatzzahlen der Elektroautos und zum anderen an den zahlreichen Assistenzsystemen, die nach EU-Vorgaben inzwischen verbaut werden müssen. Zumindest in dieser Sparte scheint es auch in naher Zukunft rund zu laufen – laut Unternehmensangaben hat Infineon in diesem Bereich Aufträge über den zweifachen Jahresumsatz in den Büchern stehen. Im neuen Geschäftsjahr soll die Autosparte nach der Einschätzung von Infineon-Chef Jochen Hanebeck sogar um einen niedrigen zweistelligen Prozentsatz wachsen.
Doch der Konzern trat etwas auf die Euphorie-Bremse. Der Infineon-Chef sprach bei der anschließenden Pressekonferenz von einem weiterhin anspruchsvollen Umfeld, in dem sich die Zielmärkte des Unternehmens unterschiedlich entwickeln würden. Das strukturelle Halbleiterwachstum in den Bereichen erneuerbare Energien, Elektromobilität – insbesondere in China – und bei Mikrocontrollern für die Automobilindustrie sei ungebrochen, so Hanebeck. Dagegen würden Consumer-, Kommunikations-, Computing- und IoT-Anwendungen ein temporäres Nachfragetief durchlaufen. In Summe erwartet Infineon für das Geschäftsjahr 2023/24 zwar ein weiteres Umsatzwachstum, doch ein eher geringes. Der Konzern prognostizierte für das neue Geschäftsjahr Umsatzerlöse in Höhe von 17 Milliarden Euro, was einem Wachstum von etwa 4 Prozent entsprechen würde.
Die nicht mehr ganz so düsteren Aussichten hat der Markt bereits honoriert – die adidas-Aktie ist mit einem Zuwachs von 47 Prozent seit Jahresanfang der zweitbeste Werte im deutschen Leitindex DAX in diesem Jahr. Das Papier notiert aktuell bei 186,74 Euro und schnupperte bereits wieder am August-Hoch bei 188,60 Euro, das zugleich das Jahreshoch markiert. Kann das Hoch herausgenommen werden, würde ein kräftiges Kaufsignal generiert. Gleichzeit würde sich weiteres Erholungspotenzial bis zum Zwischenhoch vom März 2022 bei 220,80 Euro eröffnen.
